Ausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
von Beate Braun
Am 13.11.2021 besuchten 10 Teilnehmer*innen von ViLE-Süd aus dem Raum Ulm sowie Mannheim und Frankfurt die Ausstellung in Mannheim. Alle erhielten ein Audiogerät zur Führung durch die Ausstellung. Wegen Corona war der Besuch auf ein Zeitfenster von 2 Stunden beschränkt.
Die Ausstellung zeigt die Grabkammern des Pharaos in einer Rekonstruktion so, wie sie im Jahr 1922 durch den Archäologen Howard Carter entdeckt wurden. Die ausgestellten Kunstwerke sind detailgetreue Nachbildungen, die von ägyptischen Kunsthandwerkern hergestellt wurden. Die Originale befinden sich im ägyptischen Museum in Kairo. Das Grab bestand im Wesentlichen aus der Vorkammer, der eigentlichen Grabkammer und einer Schatzkammer.
Im Foyer des Museums ist die Geschichte Ägyptens in der Zeit der Pharaonen von 5000 bis 1300 v.Chr. dargestellt.
Tutanchamun bestieg 1332 v.Chr., 4 Jahre nach dem Tod seines Vaters Echnaton, im Alter von 9 Jahren den Thron Ägyptens. Er regierte nur 9 Jahre, da er bereits 1323 v.Chr. mit 18 Jahren, vermutlich an den Folgen eines Jagdunfalls, gestorben ist. Seine Mutter könnte Nofretete gewesen sein. Verheiratet war Tutanchamun mit Anchesenamun, vermutlich einer Halbschwester. Das Paar hatte zwei ungeborene Kinder, die man im Grab in zwei kleinen Särgen fand.
Nach der Besichtigung im Foyer wurden wir in einer Gruppe von 30 Besucher*innen in einen Raum geleitet, in dem ein Video mit der Biographie des britischen Archäologen Howard Carter und des Geldgebers, Lord Carnarvon, sowie die Geschichte der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun im Jahre 1922 gezeigt wurde.
Im nächsten Raum sahen wir die Vorkammer in einem Zustand, wie sie Carter vorgefunden hatte, als er zum ersten Mal durch ein kleines Loch in diese Kammer blickte, und nach Betreten dokumentierte. Wir blickten auf Truhen mit Kostbarkeiten gefüllt, zwei Totenbetten mit Tierköpfen, Gefäße für Speisen und Getränke, vergoldete Gebrauchsgegenstände, Alabastervasen, einen zerlegten Streitwagen, diverse Tierfiguren, die Götter darstellten, einen goldenen Schrein, einen goldenen Kahn und zwei große schwarze Statuen mit der goldenen heiligen Schlange an ihrer Stirn, dazwischen eine versiegelte Tür.
Im nächsten Raum sahen wir die Grabkammer, wie Carter sie sah, als er die versiegelte Tür in der Vorkammer geöffnet hatte: Drei ineinander geschachtelte vergoldete Totenschreine, und als die Flügeltüren der drei Schreine geöffnet waren, stand darin ein vierter Schrein aus purem Gold.
Die Wände der Grabkammer waren mit Malereien, oft ebenfalls von Göttern, geschmückt.
Hinter der Tür des vierten goldenen Schreins stieß man auf einen Sarkophag, den man einen aus einem einzigen Block gelben Quarzits geschlagen hatte, bedeckt mit einer 12 Zentner schweren Granitplatte. Geschmückt war der Schrein an jeder Ecke mit einem geflügelten göttlichen Wesen.
In diesem Quarzit-Sarkophag fand man drei ineinander gefügte anthropomorphe Särge, deren Oberfläche jeweils aus einem goldenen Abbild des Herrschers bestand, der in gekreuzten Händen Krummstab und Wedel trägt, im dritten Sarg lag die Mumie.
Auf einem Podest war die berühmte goldene Totenmaske mit Augen aus Lapislazuli drapiert. Dazu erfuhren wir, dass diese Totenmaske nicht genau das Gesicht des Tutanchamun darstellt, sondern eine idealisierte Darstellung ist.
In Vitrinen an einer Wand dieses Raumes waren die Schmuckstücke aus purem Gold ausgestellt, die durch das Balsamierungsharz fest mit der Mumie verbunden waren, wie z.B. Kopfschmuck, Schmuck für die Zehen, Schmuck für Hals, Brust, Schulter, Arme, goldene Sandalen usw.
Die folgenden Räume waren mit Gegenständen aus der Schatzkammer ausgestattet, u.a. mit einem Anubis-Schrein, der den Kanopen-Schrein bewachen sollte, in dem sich die Organe Tutanchamuns in kleinen Minisarkophagen befanden.
Ausführlich wurde über die Mumifizierung und deren Bedeutung informiert. Hier sahen wir auch in Vitrinen die beiden Sarkophage der Föten seiner beiden ungeborenen Töchter, sowie eine winzige Kanope mit den Organen eines der Kinder.
In weiteren Vitrinen gab es goldene Statuen von Dienern, die ihm auf seiner Totenreise behilflich sein sollten, sowie zahlreiche Modellboote aus Alabaster zu sehen.
Auf einem langen Ausstellungsplateau standen goldene Statuen, zum Teil Götter, aber auch Abbildungen von Tutanchamun selbst.
Im letzten Raum sahen wir seinen goldenen Thron mit einem reich geschmückten Fußpodest, die Rückenlehne verziert mit einem Bild von ihm und seiner Frau Königin Anchesenamun.
In einer Vitrine daneben seine königlichen Insignien, auf einem runden Podest seinen Streitwagen, seine Waffen, seine Schilde, und auf einem letzten Podest Stücke aus seiner Kindheit, einen Kinderthron, Truhen und Spiele.
Die zwei Stunden waren wie im Fluge vergangen. Wir alle waren begeistert. Vor der Heimreise besuchten wir Heller’s Vegetarisches Restaurant, in dem wir schon zu Mittag gegessen hatten, um uns mit Kaffee und Kuchen für die lange Heimfahrt zu rüsten. Eine Teilnehmerin schrieb mir nach ihrer Heimkehr:
Eine ganz besondere Erfahrung für mich gestern war auch die Begegnung mit dem Gold – dabei geht es überhaupt nicht um den materiellen Wert!! Es ist die unfassbare Schönheit dieses Metalls, eine Schönheit die von ganz innen zu kommen scheint, fast wie ein Symbol für die innere Schönheit eines Menschen, die ihn zum Leuchten bringt – und auch das, was ihn umgibt… So zum Beispiel dieses erschütternd schöne Gesicht des Tutanchamun, dessen schwarze, schwermütige Augen erst in diesem golden schimmernden Gesicht ihre ganze Anziehungskraft, ihren Zauber entfalten können. Ebenso unglaublich: Dass diese Ästhetik, die nun schon gut 3000 Jahre alt ist, uns heute noch so in ihren Bann zieht!!!!
WEBLINK ZUR AUSSTELLUNG:
http://www.tut-ausstellung.com/
Alle Fotos in diesem Bericht wurden, wenn nicht anders gekennzeichnet, von Beate Braun zur Verfügung gestellt. Die Verwendung der privaten Fotos von der Ausstellung in diesem Bericht wurden freundlicherweise vom Veranstalter, der Semmel Concerts Entertainment GmbH, für die Verwendung durch die Vile-Webseite genehmigt.