Vermeer – Meister des Lichts

Ausstellung in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle Stuttgart (bis 16.02.25)

von Beate Braun

Die Ausstellung war wie folgt angekündigt worden:

Jan Vermeer (1632 – 1675) verstand es meisterhaft, mit intensiven Lichteffekten, tiefen Schatten und fotografischer Genauigkeit den Zauber eines Augenblicks in leuchtenden Kunstwerken festzuhalten Der niederländische Maler gilt als herausragender Künstler des Barock – und zugleich als eine der geheimnisvollsten Figuren der Kunstgeschichte. Das immersive Kunsterlebnis zeigt erstmals das Gesamtwerk eines der weltweit meistgeschätzten und bedeutendsten Künstler der Niederlande.

Nachdem in meinem Elternhaus seit meiner Kindheit ein Druck des Gemäldes „Herr und Dame beim Wein“ von Jan Vermeer hing, war es mir ein besonderes Anliegen, diese Ausstellung zu besuchen.

Jan Vermeer – Herr und Dame beim Wein (1650 – Public Domain)

Mit 6 ViLE-Mitgliedern und 7 Gästen fuhren wir am 05.12.2024, einen Tag nach der Ausstellungs­eröffnung, mit Zug, S- und U-Bahn zur Hanns-Martin-Schleyer-Halle nach Stuttgart.  Dort hatten wir Anfang 2023 eine 360°-Ausstellung zu Monet gesehen, die uns begeistert hatte.

Jan Vermeer van Delft wurde wie folgt vorgestellt:

Joannis van der Meer, bekannt als Jan Vermeer, ist ein herausragender Künstler des Goldenen Zeitalters der Niederlande, bekannt für seinen einzigartigen Stil und seine besondere Maltechnik, die ihn von seinen Zeitgenossen unterscheidet. Mit nur 36 bestätigten Gemälden ist Vermeers relativ kleines Gesamtwerk dennoch von herausragender kunsthistorischer Bedeutung.

Bekannt für seine innovative Herangehensweise an Licht und Farbe, die ihm den Titel „Meister des Lichts“ einbrachte, gehen seine Werke über sein künstlerisches Genre hinaus und sind Gegenstand ständiger wissenschaftlicher Untersuchungen. Seine unvergleichliche technische Präzision und Liebe zum Detail, die emotionale Tiefe und Ausgewogenheit sowie sein geometrischer Sinn von Perspektive, der dazu beiträgt, einen echten Dialog mit dem Betrachter zu schaffen, sorgen zusammen mit seiner Szenenwahl und der sozialen Darstellung für eine Relevanz und Anziehungs­kraft seiner Werke über verschiedene Epochen und Kulturen hinweg.

Vermeers Geburtsdatum ist unbekannt, aber man weiß, dass er am 31. Oktober 1632 getauft wurde und dass sein Vorname Joannis war, die latinisierte Version von Jan, die er jedoch nie benutzte.

Die wichtigste Figur in Vermeers Leben war zweifellos sein Vater Reynler Janzoon Vermeer, ein Weber feiner Stoffe und Kunsthändler. Nach seiner Heirat mit Digna Balthens im Jahr 1615 eröffnete er ein Gasthaus im Zentrum von Delft, um die Familie zu ernähren.

Über Vermeers Kindheit und Jugend bis 1653, dem Jahr seiner Verlobung mit Catharine Bolnes, ist nichts bekannt, doch begann er vermutlich schon früh in der Werkstatt seines Vaters zu zeichnen.

Die Hochzeit fand am 29. April südlich von Delft in einer sehr einfachen Zeremonie statt. Die Familie der Braut war wohlhabend und katholisch, Vermeer musste sogar zum Katholizismus konvertieren. Catharinas Mutter Maria stand der Heirat ihrer Tochter sehr skeptisch gegenüber, zum einen, weil die Familie ihres Schwiegersohnes einer niedrigeren Schicht angehörte als sie selbst, zum anderen, weil sie Protestantin war.

Mit Catharina hatte Vermeer fünfzehn Kinder, von denen vier im Kindesalter starben.

In den ersten Jahren seiner Ehe hatte Vermeer keine Ersparnisse und verdiente nicht genug, so dass das junge Paar noch viele Jahre nach der Hochzeit bei Catharinas Mutter wohnte.

Auch als Vermeer sich in der Delfter Lukasgilde als Malermeister einschrieb, hatte er große finanzielle Schwierigkeiten und beendete seine Ausbildung erst drei Jahre später mit einem Darlehen seiner Schwiegermutter. Über Vermeers Ausbildung ist wenig bekannt und es gibt keine gesicherten Informationen, sondern nur verschiedene Theorien darüber, wer seine Lehrer waren. Einige Quellen behaupten sogar, er sei von einem Schüler Rembrandts beeinflusst worden.

1662 wurde Vermeer Dekan der Gilde und damit eine einflussreiche Persönlichkeit in Delft. Zu dieser Zeit waren nur wenige Gemälde Vermeers auf dem freien Kunstmarkt erhältlich. Meistens malte Vermeer für Auftraggeber und Mäzene oder räumte ihnen ein Vorkaufsrecht ein. Auf jeden Fall konnte er schon damals gute Preise für seine Werke erzielen.

1675 starb er im Alter von nur 43 Jahren nach kurzer Krankheit.

Im ersten Raum der Ausstellung waren die meisten seiner 36 Gemälde ausgestellt.

Im zweiten Raum gab es die restlichen seiner Gemälde zu sehen.

Außerdem konnten wir Details über seinen Lebensweg (siehe oben), seinen Malstil und die Herstellung seiner Farben erfahren.

Sein Malstil wird „Pointillismus“ genannt, weil er mit sehr kleinen und dicht gesetzten Pinselstrichen gleichmäßige Flächen schuf, auf denen die Farbe fast transparent erscheint. Vermeer trug mehrere Farbschichten auf, wobei er häufig dunklere Schichten mit helleren übermalte, um Transparenzen und Hell-Dunkel-Effekte zu erzielen.

Vermeer stellte seine Farben aus sehr teuren Rohstoffen selbst her, indem er reine Pigmente verwendete, die gemahlen und mit Öl vermischt wurden. Auf diese Weise erzielte er kräftige und leuchtende Farbtöne, die seinen Gemälden auch heute noch eine unverwechselbare Lebendigkeit verleihen.

Im dritten Raum konnten wir mit einer DVD-Brille einen Rundflug über Delft machen, was ich – wie viele der Mitreisenden – natürlich ausprobiert habe. Schon beim Aufsetzen der Brille wurde mir empfohlen, die Bewegungen des Fluges mitzumachen, um Übelkeit zu vermeiden. Und das war eine gute Empfehlung.

Im vierten Raum befanden sich u.a. drei Exemplare des Gemäldes „Dame mit dem Perlenohrring“.

Jan Vermeer – Das Mädchen mit dem Perlenohrring (ca 1665 – Public Domain)

Mit diesen Mädchen konnten wir kommunizieren. Wenn wir sie etwas fragten, antwortete sie; sie fragte aber auch von sich aus, z.B. was wir über die Ausstellung und über Vermeers Gemälde denken.  Und ob wir in ihrem Bild erkennen, dass Vermeer ihre Gefühle abgebildet hat.

Bei der Kommunikation bewegten sich ihre Augen nach oben, wenn sie über eine Antwort nach­dachte, oder sie lächelte, mit dem Mund und auch mit den Wangen, wenn sie eine entsprechende Antwort gab. Ein anderes ViLE-Mitglied fragte, ob sie singen könne, was sie verneinte und darum bat, dass man ihr etwas vorsingt.

Im fünften Raum fand die 360°-Schau statt.

Nachdem Vermeer wesentlich weniger Bilder gemalt hat als Monet (wie gesagt, hatten wir diese Ausstellung im Januar 2023 gesehen), hat mir persönlich die 360°-Schau nicht so gut gefallen, weil dort auch andere Dinge als seine Bilder gezeigt wurden.

Nach dem Besuch der Ausstellung fuhren wir nach Stuttgart zum Schlossplatz, wo wir in Carls Brauhaus ein spätes Mittagessen einnahmen.

Anschließend schlenderten wir über die Königstraße zum Bahnhof, wo wir kurz nach 15 Uhr den Zug zurück nach Ulm bestiegen.