10 Jahre “Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth”

Ein Besuch zur Jubiläumsausstellung in Ottobeuren

Am 20.02.2025 besuchten ViLE-Mitglieder und Gäste die Jubiläumsausstellung, die noch bis zum 4. Mai geöffnet ist.

Museum für zeitgenössische Kunst (Foto: Erla Spatz-Zöllner)

Das Museum wurde am 25. Mai 2014 in Ottobeuren eröffnet. 21 Ausstellungen, Sonder­ausstellungen, viele begeisterte Besucherinnen und Besucher gab es seither. Zum 10jährigen Jubiläum findet eine große Gemeinschaftsausstellung aller Künstlerinnen und Künstler statt, die in den letzten 10 Jahren im Museum für zeitgenössische Kunst ausgestellt haben. Dazu gehören u.a. Hundertwasser, Elvira Bach, Sabina Bockemühl, Christo und Jeanne Claude, Dieter Kunerth (nach dem das Museum benannt ist und der im Dezember letzten Jahres verstorben ist), Armin Gehret, Wilhelm Holderried, Markus Lüpertz und noch viele andere.

Astrid Winkle, Mitglied bei ViLE und aktiv beim AK Frauengeschichte, hatte beim Museumleiter, Herrn Albrecht, eine Führung für uns organisiert.

Herr Albrecht begrüßte uns im Foyer des Museums und informierte uns über den Museumsbau.  Das Gebäude war früher eine Brauerei. Es gab einige Vorschläge der Stadtverwaltung, was mit dem Bau geschehen sollte, als die Brauerei ihre Produktion einstellte. Schlussendlich wurde daraus das vorgenannte Museum. Voraussetzung dafür war, dass es in dem Museum einen großen Raum gibt, in dem auch große Veranstaltungen stattfinden können. Und so wurde das Gebäude umgebaut.

Warum heißt das Museum „Museum für zeitgenössische Kunst Diether Kunerth“? Diether Kunerth hat aus allen Epochen seines Schaffens wichtige Werke zurückbehalten. Diesen einmaligen Fundus brachte er in eine Stiftung ein, mit der ein Großteil als ganzheitliches Oeuvre erlebbar wird – im Museum für zeitgenössische Kunst Diether Kunerth.

Begrüßung und Einführung in die Museumsgeschichte (Foto: Erla Spatz-Zöllner)

Als erstes wurden uns die Bilder von Elvira Bach gezeigt, die zurzeit in Berlin aktiv ist. Ihre Werke wurden im Jahr 2016 hier ausgestellt. Elvira Bach – Wikipedia

Es sind sehr große Bilder, die Elvira Bach malt und oft, besonders bei den hier ausgestellten Bildern, malt sie sich selbst oder sich selbst mit ihrer Familie.

Die nächste Künstlerin ist Sabina Bockemühl; Sabina Bockemühl – Wikipedia.

Sie hatte 2016/17 eine Ausstellung im Museum für zeitgenössische Kunst Diether Kunerth Ottobeuren. Bei den gezeigten Portraits hat sie zuerst eine Stadt gemalt und über diese Stadt die Köpfe der Stars. Wenn man nahe an die Bilder herankommt, kann man die Gebäude der Stadt in den Gesichtszügen erkennen.

Links einige Werke von Elvira Bach, rechts die von Sabina Bockemühl (Foto: Norbert Rückgauer)

Auf diesem Foto ist auch die Decke des Brauerei-Gebäudes zu sehen, die zwar nicht mehr das Original ist, aber originalgetreu wieder aufgebaut wurde.

Die nächste Wand war Armin Gehret gewidmet, einem Künstler aus dem Allgäu.

Armin Gehret; Armin Gehret – Wikipedia

Armin Gehrets detailreiche Werke befassen sich meist mit gesellschaftlichen Themen und menschlichen Schwächen und sind eigentlich Karikaturen.

Gegenüber hängen einige Werke von Diether Kunerth, ebenso in den Gängen rechts und links von dieser Wand.

Werke von Diether Kunerth (Foto: Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth)

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Land Light Painting: Odysseus kämpft gegen Spinnweben
(Foto: Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth)

Wie am Anfang erläutert, hat Diether Kunerth diese Werke einer Stiftung vermacht und dem Museum seinen Namen gegeben.

Diether Kunerth – Wikipedia

Die ausgestellten Werke von Friedrich Hechelmann sind aus Seidenpapier geschaffen, obwohl es meistens so aussieht, als hätte er Federn verwendet.

Besonders fasziniert mich ein Werk, das einen Wasserfall darstellt, so etwas von realistisch – und das aus Papier. Friedrich Hechelmann – Wikipedia

Zwei große Plakate hängen in dem riesigen Saal, der die einzelnen Ausstellungsabschnitte trennt, mit folgenden Texten:

Kunst schenkt uns die Möglichkeit, den grauen Alltag

  zum Geschenk des Lebens werden zu lassen.“

 von Marion Theresa Douret

und

Die Kunst ist zwar nicht das Brot,

  aber der Wein des Lebens.“

  von Jean Paul

Als nächstes sehen wir Fotografien von Barbara Klemm. Sie hat über 50 Jahre lang in ihren Schwarz-Weiß-Fotografien die Deutsch-Deutsche Politik, aber auch den Alltag der Menschen auf der ganzen Welt dokumentiert. Zum Beispiel konnten wir Schwarz-Weiß-Fotos von Abbado, Rolf Biermann bewundern.

Barbara Klemm – Wikipedia

Jetzt kommen wir zu Friedensreich Hundertwasser, der im Jahr 2023 im Museum ausgestellt hatte. Dazu musste Herr Albrecht extra nach Wien fahren, um entsprechende Werke für die Jubiläumsausstellung zu akquirieren. Er bekam eine Holzmappe mit 5 Siebdrucken.

Friedensreich Hundertwasser – Wikipedia

Die Gemälde im nächsten Abschnitt sind von Miriam Vlaming. Kennzeichnend für ihre Werke steht die Verschmelzung von Personen mit der sie umgebenden floralen Ornamentik. Vlaming lässt ihre Figuren sehr häufig in ihrer Umwelt verschwinden oder aus dieser hervortreten. Sie malt mit Eitempera. Eitempera besteht aus wasserverdünntem Eigelb als Bindemittel und einem Pigment (Temperamalerei).

Miriam Vlaming – Wikipedia

Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir Fotos von Christo und Jeanne Claude, und zwar mehrere Fotos vom verhüllten Triumphbogen in Paris und den „Floating Piers“ auf dem Lago d’Iseo, 80 km östlich von Mailand. Christo und Jeanne Claude gehören zu den bekanntesten Künstlerehepaaren unserer Zeit.

Christo und Jeanne-Claude – Wikipedia

Die nächsten Werke stammen von Stephan Hann. Er ist ein Berliner Mode­künstler, der für seine Modeobjekte Recyclingmaterial verwendet.  Hier werden u.a. menschliche Figuren gezeigt; eine sitzende Figur ist aus Medika­menten­blister hergestellt. Die Medikamente, die in diesen Blistern waren, stammen alle von einer Dame, die sie im Laufe ihres Lebens in einem Seniorenheim eingenommen hat.

Einige seiner Figuren, die aus Recyclingmaterial hergestellt wurden, wurden in der Basilika in Ottobeuren für eine kurze Zeit ausgestellt, um zu zeigen, wie sich neue und alte Kunst ergänzen.

Stephan Hann – Wikipedia

Blick in die Ausstellung (Foto: Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth)

Vorne links sind die Fotos von den Werken von Christo und Jeanne Claude zu sehen, rechts die Gemälde von Miriam Vlaming.

Hinter dem hellen Durchgang hinten links sind die Figuren von Stephan Hann zu sehen.

Ein Wandabschnitt ist Hipgnosis reserviert. Hipgnosis ist ein legendäres britisches Fotodesignstudio. Die ausgestellten Fotos waren für Plattenalben-Cover bestimmt, z.B. für Plattenalben von Pink Floyd und anderen.

Hipgnosis – Wikipedia

Der nächste Künstler ist Dieter Rehm, ein Allgäuer Künstler aus Memmingen, der sowohl in München als auch in Memmingen arbeitet. Dieter Rehm (Fotokünstler) –

Dieter Rehm fotografiert urbane Räume – Werbetafeln, Konsumzeilen und Vergnügungsmeilen; dann verfremdet er die Fotografien durch Nachbearbeitung. Dadurch entstehen großformatige Werke, bei denen grelle Töne, wie pink, violett oder grün dominieren. Die Werke leben auch von Hell-Dunkel-Kontrasten.  Er war von 2010 bis 2022 Präsident der Akademie der Bildenden Künste in München.  Klick! Dieter Rehm fotografiert: Arrete la radio! | Kultur | Themen | BR.de

Auch hier sind Bilder von Dieter Rehm zu sehen: Dieter Rehm | Artnet

Jost Heyder ist ein in Gera/Thüringen geborener Künstler. Von ihm waren große Portraits ausgestellt. Mir hat besonders das Portrait von Günter Grass gefallen, das ich auch fotografiert habe. Jost Heyder – Wikipedia

Nun kommen wir zu Werken von Gotthard Bonell. Gotthard Bonell – Wikipedia

Der Künstler lebt und arbeitet in Südtirol. Er ist Maler, Zeichner, Radierer und Sänger. Unter nachfolgendem Internet-Link sind einige seiner Werke zu sehen.  Bibliografie | Gotthard Bonell  

Als nächstes sehen wir einige Bilder von Markus Lüpertz. Er lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe und Florenz. Sein Atelier hat er in Teltow. Markus Lüpertz – Wikipedia

Seinen Freund Georg Baselitz betitelte er als den größten Künstler, sich selbst aber als Genie. Er war Maler, Bildhauer, Zeichner, Grafiker, Glasfenstergestalter, Schriftsteller und Jazzmusiker. Ausgestellt war eine Serie von Lithographien.

Wilhelm Holderied kommtaus dem Allgäu (Kaufbeuren). Er ist Maler und Bildhauer. Bereits im Kindesalter war Holderied, geprägt vom Zweiten Weltkrieg, vom Fliegen fasziniert, was sich während seiner Jugend mit seinem Interesse an der Raumfahrt festigte. Seine Reisen führten ihn später nach Griechenland, Kamerun, Ecuador, Spanien und Mexiko, das er am häufigsten auf der Suche nach seinen Wurzeln besuchte. 1965 begann er sein Kunststudium an der Akademie der bildenden Künste in München, die er bei Josef Oberberger als dessen Meisterschüler 1971 abschloss Bekannt wurde er vor allem durch das Land-Art-Kunstwerk am Münchener Flughafen, das Erdzeichen „Eine Insel für die Zeit“. Er hatte im Jahr 2017 in Ottobeuren seine Ausstellung.

Holderied lebt und arbeitet in München und Geretsried. Wilhelm Holderied – Wikipedia

Unter folgendem Link sind einige seiner Werke zu sehen: Werkbilder – Wilhelm Holderied

Der vorletzte Künstler in der Ausstellung ist Silvio Cattini. Einige seiner Werke sind unter dem Link 10 Jahre Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth | Group Exhibition | Artfacts  zu sehen.

Unter nachstehendem Link Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth | Silvio Cattani (*1947) kann man auch einen Blick in das besuchte Museum werfen.

Basilika von Ottobeuren (Foto: Norbert Rückgauer)

Der letzte Künstler ist Thitz, geboren in Frankfurt als Matthias Schemel. Seine Spezialität sind Tüten­bilder und Tütenprojekte. Diese Kunstprojekte „Bag Art Projects“ wurden schon in vielen nationalen und internationalen Städten und Museen durchgeführt. Dabei wurden die Haushalte der jeweiligen Städte mit Thitz-Tüten beschickt mit der implizierten Frage zum Thema Kunst. Es entstanden temporäre Installationen, welche eine lokale, momentan aber völlig unverfälschte Abbildung des Kunstbegriffes dieser Orte abgeben. Auch wir haben weiße Tüten mitgenommen. Die Kreativen unter uns werden sie bemalen und an das Museum für zeitgenössische Kunst „Diether Kunerth“ senden.

Nach einem Mittagessen im Gasthof Hirsch, der früher ebenfalls zu der Brauerei gehörte, machen wir noch einen Abstecher in die Basilika von Ottobeuren, um einen kurzen Eindruck zu gewinnen.

Im Herbst wird Astrid Winkle eine Führung in dieser Basilika organisieren.

Die Veröffentlichung der Fotos aus dem Museum Kunerth erfolgt mit Genehmigung seines Leiters, Herrn Albrecht.