VILE Lübeck auf Polit-Kulturreise in Berlin

Ein Bericht von ViLE Lübeck

Die Siegessäule, im Volksmund auch “Goldelse”(Foto: Axel Cantstetter)

Vom 22.6. bis 24. 6. 2022  fuhren 6 Mitglieder der Lübecker VILE-Gruppe – auf Einladung des neuen Lübeckers SPD Bundestagsabgeordneten Tim Klüssendorf – nach Berlin. Ingesamt waren wir  mit den anderen Gruppen 31 Personen. Uns erwartete ein umfangreiches dreitägiges  Programm mit vielen Besichtigungen, Teilnahme an einer Bundestagssitzung und weiteren Gesprächen. Über die interessantesten soll hier berichtet werden.








Erster Tag:

Besichtigung des Allierten-Museums Dahlem

von Annegret Oelgaard

In diesem Museum in der Clay-Allee in Berlin Dahlem werden Geschichts-Erinnerungen aufgefrischt. 73 Jahre ist es her, dass die Berlin-Blockade zu Ende ging. Mit einer Luftbrücke hatten Amerikaner, Briten und Franzosen zwischen Juni 1948 und Mai 1949 die eingeschlossenen Berliner aus der Luft versorgt.

Luftbrückendenkmal Berlin-Tempelhof (Foto: Colin Smith)

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Lizenz: Colin Smith, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Platz_der_Luftbruecke_(Air_Bridge_Square)_-_geo.hlipp.de_-_29372.jpg

Rosinenbomber, so taufte der Volksmund die Flugzeuge der westlichen Alliierten, die während der Berlin-Blockade die Bevölkerung aus der Luft versorgten. 322 Tage lang waren alle Zugangswege nach West-Berlin gesperrt – es blieb nur der Luftweg über eine Luftbrücke. Daran erinnert das Luftbrückendenkmal in Tempelhof.


Zweiter Tag:

Besuch des Deutschen Bundestages

von Axel Cantstetter

Schloss Charlottenburg (Foto: Axel Cantstetter)

Nach einer interessanten Stadtrundfahrt und Besichtigung der Außenanlagen des Schlosses Charlottenburg – mit einem typischen Berliner Stadtführer und entsprechenden Bonmots – führten wir ein Informationsgespräch in der Landesvertretung Schleswig Holstein mit Mittagessen.

Paul-Löbe-Haus (Foto: Axel Cantstetter)

Danach ging es ging es zum Paul-Löbe-Haus , in dem die Sitzungssäle für die Abgeordneten sind. Nun hieß es warten und noch mal warten, umfangreiche Kontrollen und dann wieder warten, da Tim Klüssendorf in einer wichtigen Abstimmung war, um den Vorsitz der AFD in einem Ausschuss zu verhindern. Allerdings stand uns ein junger Mitarbeiter von ihm zur Verfügung, der schon viele Fragen beantworten konnte.




Mit Tim Klüssendorf hatten wir dann ein sehr interessantes, fast einstündiges Gespräch . Es war erstaunlich, wie umfangreich und zeitintensiv die Arbeit des Abgeordneten mit seinem jungen Team ist . Und wieviel Anfragen es aus seinem Wahlkreis, aber auch aus den Parteigliederungen gibt, die alle aktuell beantwortet werden sollen.

Im Gespräch mit Lübecks MdB Tim Klüssendorf (Foto: Axel Cantstetter)

Dann ging es in den das Reichstagsgebäude – unterirdisch – dadurch brauchten wir keine Kontrollen mehr. Nun wieder warten – bis die im Plenum sitzenden Besucher rauskommen. Jede Gruppe darf 1 Stunde drin bleiben.

Nach längerem Warten waren wir um 17 Uhr dran. Die Tagesordnung war ein Antrag zur Unterstützung der Wirtschaft der ehemaligen DDR. Es lagen zwei Anträge von der CDU und Der Linken vor. Da die Sitzung schon seit 15 Uhr lief, und man nicht wusste, wie die Vorlagen waren, und wie die verschiedenen Fraktionen dazu bisher geredet hatten – blieb nur die Möglichkeit, die Reden der einzelnen Abgeordneten anzuhören. Und die teilnehmende Beobachtung , wie die Fraktionen der 6 Parteien , die überraschenderweise gut vertreten waren ,reagieren. Das fing schon mit lautstarkem Klatschen an, wenn die Vertreter/innen einer Fraktion zum Podium eilten. So wurde schnell deutlich, wo die einzelnen Fraktionen saßen. Die am stärksten vertretene Fraktion war die AfD mit dem meisten Beifall. Auf der Regierungsbank saß kein einziger Minister / Ministerin. Es saßen dort zwar Vertreter einzelner Ministerien, geredet hatte aber nur der Staatssekretär Dr. Wolfgang Stein für die Koalition.

Nach einer Stunde war dann Schluss für uns und es folgte der Gang auf die Kuppel des Reichstages mit einem imposanten Blick auf auf Berlin.



Begehung des “Denkmals für die ermordeten Juden Europas”

von Axel Cantstetter

Das Denkmal hat eine lange Geschichte – 1988 schlug die Journalistin und Publizistin Lea Rosh vor, ein Mahnmal für die vernichteten Juden zu errichten. Unterstützung fand sich zunächst von Günther Grass und Willy Brandt und dem Zentralrat der Juden in Deutschland.

Es dauerte allein 4 Jahre bis man einen geeigneten Ort fand .

Erst 1995 fand ein Wettbewerb statt, dessen Ergebnis allerdings Helmut Kohl nicht gefiel .

Dem folgten noch zwei weitere Wettbewerbe. Erst 1998 billigt Helmut Kohl den Entwurf von dem Architekten Peter Eisenman. Aber erst 2003 war dann endlich Baubeginn und 2005 die Fertigstellung mit Einweihung und Übergabe an die Öffentlichkeit.

Holocaust Mahnmal

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Foto von Axel Cantstetter

Beim Durchschreiten des Stelenfeldes mit bis zu 2.80 m hohen Betonstelen bekommt man doch sofort ein beklommenes Gefühl.

Zunächst fangen die Stelen niedrig an – durch Senkung des Geländes werden die Betonstelen immer höher. Man fühlt sich ungewollt hilflos, und auch der Blick ans Ende der Betonreihen hilft da nicht weiter. Die Dramaturgie der Betonskulptur erfüllt ihren gewollten Zweck. Erleichtert strebt man bei ansteigendem Gelände und niedriger werdenden Betonstelen dem Ausgang zu.

Persönlich finde ich den von Lea Rosh vorgeschlagenen Namen Mahnmal besser als das offizielle “Denkmal”.


Dritter Tag:

Besuch des Europäischen Hauses

von Friedel Mark

Bei diesem Informationsbesuch wurde uns vor allem klar, WIE schwierig der Weg zu einer Entscheidung ist, bzw. welcher Anstrengungen es bedarf, um überhaupt einen Kompromiss zu finden (die Entscheidung über das Ende der Verbrenner ist ein gutes Beispiel). Das gilt zunächst für die Entscheidungen der Ampelkoalition in Deutschland, dann aber ebenso für die Entscheidungen, die in Brüssel 27 EU-Regierungen gemeinsam treffen müssen, und bei denen dann auch noch Kommission und EU-Parlament mitentscheiden.
Im Parlament sitzen 705 Abgeordnete, davon 96 aus Deutschland – nicht nur aus den üblichen Parteien, sondern auch aus der Familienpartei oder der Partei Mensch und Umwelt …
Wir haben schnell beschlossen, unsere Holsteiner SPD-Vertreterin zu bitten, uns auf eine Informationsreise nach Straßburg einzuladen.


Führung in der Gedenkstätte Berlin – Hohenschönhausen
(ehemalige Zentrale Untersuchungshaftanstalt der Stasi)

von Friedel Mark

Ein ehemaliger Häftling führte uns durch das grausige Gebäude, das uns durch die Erzählungen seiner eigenen Erfahrung mit der Stasi und dem Gefängnis  sehr nahe ging. Er zeigte uns auch seine dicke Stasiakte mit den zum größten Teil sehr genauen und dadurch eher lächerlichen Berichten.

Bis in die 60er Jahre waren bis zu 6 Häftlinge im Keller in fensterlosen Zellen untergebracht. Über die Foltermethoden physischer Gewalt mag ich hier nicht schreiben.

Gang mit Zellen

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Foto von Friedel Mark

Später waren die Zellen nicht mehr im Keller und bekamen auch Licht durch ein mit Glasbausteinen verschlossenem Fenster.

Die physische Gewalt der 1950er Jahre wurde seit den 60er Jahren durch raffinierte psychologische Foltermethoden ersetzt. Auch „Hofgänge“ fanden statt – in einem vielleicht 6 qm großem Freiluftraum mit oberem Gitterabschluss, dem sog. „Tigerkäfig.“

Weitere Details: https://www.stiftung-hsh.de/geschichte/stasi-gefaengnis/


Außer den 6 ViLE-Mitgliedern waren weitere 25 Personen von SPD-MdB Tim Klüssendorf eingeladen (Copyright: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)

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