Besuch der Aufführung des “Tannhäuser” auf Schloss Hellenstein

Bericht von Beate Braun und Renate Kienle, 18.09.2022

Das Schloss Hellenstein (Foto: Holger Uwe Schmitt, Creative Commons Lizenz)

Endlich war es nach den beiden Corona-Jahren wieder einmal möglich, die Opernfestspiele auf Schloss Hellenstein in Heidenheim zu besuchen. Dort wurde am 6. Juli in der Ruine des Rittersaals die Oper Tannhäuser von Richard Wagner aufgeführt . Nachdem die Musik von Richard Wagner nicht so viele Mitglieder anspricht, waren wir nur 9 Teilnehmende, aber wir erlebten einen herrlichen Abend.

Eine frühere Aufführung im Rittersaal von Schloss Hellerstein
(Foto: Creative Commons Lizenz)

Nach einem gemütlichen Abendessen auf der sonnigen Terrasse der Schlosswirtschaft ließen wir uns in der Vogtei und Marstall des Schlosses Hellenstein in die Oper einführen. Danach begaben wir uns in die mittelalterliche Ruine des Rittersaales des Schlosses. Es war ein ausgesprochen sonniger Tag, und als es dunkel wurde, schien der Mond und zauberte ganz besondere Lichtverhältnisse auf die Bühne. Die musikalische Leitung hatte Markus Bosch, wie auch bei den vorherigen Opern, die wir besucht hatten. Für die Inszenierung war Georg Schmiedleitner zuständig. Es spielten die Stuttgarter Philharmoniker, der Festspielchor war wie in den vorherigen Jahren der Tschechische Philharmonische Chor Brünn.

Der Inhalt der Oper ist bekannt und kann auch im Internet nachgeschaut werden. Georg Schmiedleitner hat etwas anderes daraus gemacht. Hier würden wir gerne den Kommentar aus der Südwestpresse vom 04.07.2022 wiedergeben:

Schmiedleitner erzählt eine trashige Geschichte: Tannhäuser ist ein kaputter Typ im Trainingsanzug, der lieber am Spielautomaten sitzt als zu rammeln, und eigentlich auch von Elisabeth nichts will. Kontakt nehmen sie eigentlich nicht auf. Der Tenor zeigt sich als Prolet mit Riesenwampe und singt auch ungeschlacht: ein gefeierter Berserker. Und jetzt, Achtung Spoiler: Wolfram avanciert zur Hauptfigur. Er ist eigentlich der edle Intellektuelle, der still Liebende, Verzichtende. Aber hier zeigt er sich brutal eifersüchtig und singt nicht verträumt, sondern mit überzeugender Härte. Erst erdrosselt er Tannhäuser, dann schneidet er sich selbst die Kehle durch – und das wegen Elisabeth, der nichts heilig ist, die sich bei Venus unterhakt und fröhlich davon geht. Darüber darf man gründlich nachdenken – und über den Chor der Pilger, mit Einkaufswagen waren sie im 1. Akt losgezogen und hatten Käsehäppchen probiert.

Treffpunkt in den Pausen (Foto: Simone Guther)

In der ersten Pause trafen wir uns dann im Schlosshof zu einem gemeinsamen, gemütlichen Umtrunk und diskutierten bereits angeregt über den ersten Teil der Vorstellung. Dass der Chor Käsehäppchen vertilgt haben soll, ist uns allerdings nicht aufgefallen.

Am besten gefallen hat uns der Chor! Mich persönlich hat Elisabeth beeindruckt, die am Anfang des 2. Aktes auftrat und ihre Arie mitten im Publikum, vom oberen Eingang kommend, sang.


Auch Tannhäuser und Wolfram sangen im letzten Akt in den vorderen Reihen des Publikums. Das war ein ganz besonderes Highlight des Abends. Ein nicht enden wollender Applaus der Besucher war der Dank für diese tolle Aufführung.  Ein zusätzliches Schauspiel waren die über Heidenheim aufsteigenden Ballons bei untergehender Sonne.

Ballons über Heidenheim (Foto: Simone Guther)