Begegnungsreise nach Görlitz. Ein Bericht.

Vom 4. bis zum 8. Oktober fand unsere lang geplante Begegnungsreise nach Görlitz statt. Wir waren im Tagungshaus St. Wenzeslaus untergebracht, ungefähr 12 Kilometer von Görlitz entfernt. Geleitet wird das Tagungshaus von Frank Seibel. Herrn Seibel hatten wir bei unserer letzten Tagung in Bad Urach kennengelernt. Geboren in Frankfurt am Main, von Beruf Journalist, lebt er jetzt schon seit über 20 Jahren mit seiner Familie in Görlitz. Dort hat er lange Jahre die Lokalredaktion der Sächsischen Zeitung geleitet.

Mit seinem Vortrag in Bad Urach – das Thema war 30 Jahre Wiedervereinigung – hat Frank Seibel es geschafft, uns für eine Reise in seine heutige Heimat zu interessieren. Und so machten sich schließlich 22 Personen auf den Weg in die Lausitz…

Letzter Beitrag: “Wie war das mit der Wende ” vom 16.12.2021

Wie war das mit der Wende?

Joachim Rudolph, stellvertretender Leiter des Runden Tisches in Görlitz, und OB a.D. Prof. Dr. Rolf Karbaum erinnern sich

Moderation: Frank Seibel, Leiter des St.Wenzeslaus-Stifts in Görlitz-Jauernick

Ein Bericht von Inge Laue (16.12.2021)

Tagungshaus Jauernick – Podiumsgespräch mit v.l.n.r. Joachim Rudolph, Prof. Dr. Rolf Karbaum und dem Leiter des Tagungshauses, dem Journalisten Frank Seibel
(Foto: Beate Braun)

Vorstellung der Zeitzeugen      

Joachim Rudolph stammt aus christlichem Elternhaus in Leipzig und machte bereits seit seiner Kindheit Außenseitererfahrungen, da er den Jungen Pionieren nicht beitrat, später nicht der FDJ und nicht zur Jugendweihe ging. Er wurde von vielem ausgeschlossen und diskriminiert. Herr Rudolph studierte Theologie und Philosophie. Er arbeitete als Gemeindepfarrer und später als Heimleiter in der Diakonie. Schließlich leitete er einige Jahre das St. Wenzeslaus-Stift in Jauernick. Zusammen mit anderen baute er die schon in seinem Elternhaus begonnenen Westkontakte mit Menschen aus Kirchengemeinden in der Bundesrepublik bei gemeinsamen Urlauben in der Tschechoslowakei und Ungarn aus. Herr Rudolph erzählte, dass eine solche Begegnung in der Tschechoslowakei, an der auch eine tschechische Gruppe teilnahm, von den Behörden aufgedeckt wurde. Eine der Konsequenzen bestand darin, dass Herrn Rudolph von da an sämtliche Auslandsreisen verwehrt wurden. Grundlegende gesellschaftliche und politische Veränderungen in der DDR und die Überwindung der Teilung Deutschlands waren von Anfang an die Ziele von Herrn Rudolph bei seinem Engagement im Neuen Forum und seiner Mitarbeit beim Runden Tisch in Görlitz. Nach der Wende engagierte sich Herr Rudolph viele Jahre als Stadtrat und in ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Neugestaltung von Görlitz.      

Dr. Rolf Karbaum ist Naturwissenschaftler. In der DDR unterrichtete er an der Görlitzer Ingenieurschule. Wegen seiner Distanz zur herrschenden Ideologie wurden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt. Erst nach der Wende wurde Dr. Karbaum Professor. In der DDR wurden Prof. Karbaum zufolge nur absolut Angepasste Professor, die gegebenenfalls auch bereit waren, andere unter Druck zu setzen. Nach der Wende wurde Prof. Karbaum damit beauftragt, die Görlitzer Ingenieurschule aufzulösen, da auch akademische Bildungseinrichtungen völlig umstrukturiert wurden.  

Beginn der Arbeit des Neuen Forums     

Seit August 1988 hatten Bärbel Bohley, Jens Reich und andere daran gearbeitet, eine Bürgerbewegung zu gründen, die eine breite Plattform für alle Bürger*innen der DDR bilden sollte, die mit der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Situation in der DDR unzufrieden waren. Am 9.9.1989 wurde der Gründungsaufruf des Neuen Forums verfasst. 30 Menschen aus der gesamten DDR waren dazu zusammengekommen.  Trotz großer Schwierigkeiten, den Aufruf zu vervielfältigen, wurde er sehr schnell verbreitet. Der Aufruf sprach aus, was viele dachten und half augenblicklich, Angst und Sprachlosigkeit zu überwinden. Sehr viele Menschen in der DDR unterschrieben ihn.

Die Gründung des Neuen Forums in Görlitz war am 26.Oktober 1989 im Wichernhaus, einem der Alten- und Pflegeheime, die Herr Rudolph leitete. Das Neue Forum in Görlitz hatte einen sehr großen Zulauf von Menschen aus den verschiedensten Schichten und Berufen. Es gab einen gesellschaftlichen Aufbruch, den Wunsch nach Veränderungen und Demokratie. Unter denen, die nach der Gründung aktiv mitarbeiteten, gab es einen großen Zusammenhalt.  Noch vor der Gründung des Neuen Forums in Görlitz hatten politische Proteste in Görlitz begonnen. Wie anderswo auch spielte die Kirche als Ort für Treffen eine große Rolle. Es gab ökumenische Friedensgebete in verschiedenen Görlitzer Kirchen. Das erste Friedensgebet in Görlitz fand am 6.Oktober 1989 statt. Außer den Friedensgebeten gab es auch Demonstrationen. Die Teilnahme an den Friedensgebeten und Demonstrationen war mit großer Angst verbunden, da völlig unklar war, wie die Staatsführung reagieren würde. Auch gab es Einschüchterungsversuche. So mussten beispielsweise nach dem ersten Friedensgebet die Teilnehmenden nach dem Verlassen der Kirche durch ein Spalier von Volkspolizisten laufen. In der Bevölkerung gab es eine große Zustimmung zu den Aktionen. Als Ausdruck der Solidarität stellten viele Kerzen in ihre Fenster. Viele Menschen zeigten sehr viel Zivilcourage.  

Einige Gedanken mehr als 30 Jahre nach der Wende     

Viele im Neuen Forum wollten damals einen Dritten Weg zwischen Sozialismus à la DDR und Kapitalismus entwickeln. Auf die Frage an die beiden Zeitzeugen, wie es für sie damals war, dass dies scheiterte, antwortete Herr Rudolph, dass für ihn die positiven Errungenschaften durch die Wende    im Vordergrund stehen würden: die errungene Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.  

Negativ bewertet wurde in dem Gespräch durch Prof. Dr. Karbaum, dass auch Einrichtungen in der DDR, die sich bewährt hatten und der Bevölkerung zugute kamen, aufgelöst wurden. Manches werde heute mit anderer Benennung wieder geschaffen (Beispiel: Polykliniken). Kritisiert wurde außerdem, dass bis heute Spitzenpositionen fast ausschließlich mit Leuten aus dem Westen besetzt würden.


Ein Besuch in Bautzen

Bericht von Beate Braun, ViLE Ulm (22.10.2021)

Nachdem das Seminarprogramm am 4. Oktober erst um 16 Uhr beginnen sollte, hatten wir am Vorabend beschlossen, den Tag für einen Ausflug nach Bautzen (30 km von Görlitz) zu nutzen. Bautzen galt als besonders interessantes Ziel, weil die Stadt anlässlich ihrer 1000jährigen Jubilarfeier gerade restauriert worden war.

Bautzen liegt ca. 30 km von Görlitz entfernt. Der sorbische Name ist Budiśin (ausgesprochen Budischin). Bautzen liegt an der Spree und ist eine „Große Kreisstadt“ in Ostsachsen. Die Stadt hat rund 40.000 Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt der Oberlausitz sowie deren historische Hauptstadt.

11 Teilnehmer*innen trafen sich um 9 Uhr im Hof des St. Wenzeslaus-Stifts, um mit dem Bus des Tagungs­hauses und zwei weiteren PKWs nach Bautzen zu fahren. Kurz nach 10 Uhr kamen wir in Bautzen an, das Ortsschild am Eingang war sowohl in Deutsch als auch in Sorbisch.  

Wir fanden ein Parkhaus ziemlich in der Stadtmitte und parkten dort unsere Autos. Dann machten wir uns auf den Weg zum Hauptmarkt, nur 5 Minuten entfernt u.a. mit Rathaus und Tourist Info.  Wir beschlossen, an einer Stadtrundfahrt teilzunehmen, und kauften die Tickets. Bis zum Start der Rundfahrt hatten wir noch 45 Minuten Zeit.

Wir besuchten auf dem nächsten Platz, dem Fleischmarkt, den Dom St. Petri, die älteste Simultankirche Deutschlands. Das war den meisten von uns während der Besichtigung nicht klar – nur einer einzigen Dame, die die Details am Kirchen­eingang gelesen hatte.

Wir anderen bummelten durch die Kirche, sowohl durch den evangelischen als auch durch den katholischen Teil, die Differenzierung fiel uns erst auf, nachdem wir bei der Rundfahrt darauf hingewiesen worden waren, besonders auf den Achsenknick. Nach der Rundfahrt besichtigten wir den Dom erneut mit unserem inzwischen erlangten Wissen.

Um 11 h standen wir an der Stadtrundfahrt-Einstiegsstelle an einer Ecke des Hauptmarktes. Der Reiseleiter des Busses war auch schon dort und entpuppte sich als Sachse mit sorbischen Wurzeln. Seine Großeltern waren Sorben, er also eigentlich auch, aber sorbisch sprach er nicht mehr.

Wir fuhren vom Hauptmarkt (wo Rathaus und Tourist Info waren) zum Dom St. Petri, dessen Bauphasen uns erklärt wurden, danach ging es in die Altstadt, die Schlossstraße hinunter mit wunderschön renovierten Gebäuden, an einem Stadttor, dem Matthiasturm, vorbei entlang der Stadtmauer zur Ortenburg.  Vom 12. – 17. Jahrhundert war die Ortenburg Sitz der Landvögte der Oberlausitz. Vom Ende des 17. bis ins 19. Jahr­­hundert hatte das Kursächsische Oberamt in der Burg seinen Sitz. Heute ist die Ortenburg Sitz des Sächsischen Oberverwaltungsgerichtes.

Vom Burgberg fuhren wir über die Friedensbrücke, von der wir einen herrlichen Blick auf die Altstadt hatten, auf den Protschenberg, der auf der anderen Seite der Spree gegenüber dem Burgberg liegt. Von hier aus war der Blick auf die Altstadt von Bautzen sehr beeindruckend – der schönste Blick auf Bautzen, wie unser Reiseführer sagte. Unter uns der kleine Bach, die Spree, dahinter der Burgberg und die Altstadt von Bautzen mit ihren Türmen. Die Spree, der kleine Bach, kann aber bei Hochwasser den tiefer gelegenen Teil von Bautzen total überschwemmen.   

Zurück ging es ins Tal der Spree und eine Zeitlang an der Spree entlang, wo alte Industriebauten zum großen Teil wieder mit neuen Firmen belegt sind. Wir passierten auch die Gefängnisse, das Speziallager Bautzen I der sowjetischen Besatzungsmacht von 1945 – 1956 sowie das Stasi-Gefängnis Bautzen II. Hier waren ab 1950 zahlreiche Regimegegner der DDR, zum Beispiel die Schriftsteller Walter Kemposwki und Erich Loest inhaftiert. Im Jahr 1992 wurde Bautzen II geschlossen. Heute befindet sich hier die Gedenkstätte Bautzen.

Über die Neustadt von Bautzen kamen wir wieder am Hauptmarkt in der Altstadt an.

Auf der Fahrt hatten wir in der Schlossstraße ein Senf-Restaurant gesehen, das uns zum Mittagessen inspiriert hatte – dorthin begaben wir uns jetzt. Natürlich waren alle Gerichte mit Senf und schmeckten hervorragend. Zu Trinken gab es die Brauspezialität „Pupen-Schultzes Schwarzes“, ein Bier mit vollem Geschmack.

Nach dem Essen schauten wir uns noch einmal die schönen sanierten Häuser in der Schlossstraße an, durch die wir mit dem Bus gefahren warten, und die wir nicht richtig hatten sehen können.

Wir schauten auch noch einmal in den Dom St. Petri und ließen beide Teile der unterschiedlichen Konfessionen auf uns wirken. Auch sahen wir zum ersten Mal mit Bewusstsein das Trennungsgitter mit Handlauf, das den evangelischen von dem katholischen Teil trennte.

In einem Senfladen kauften wir noch Senf und Senf-Aufstriche, bevor wir uns in Richtung Parkhaus aufmachten. Wir hatten abgesprochen, dass wir um 15 h zurückfahren, damit wir bis 16 h zum Kaffee im Tagungshaus sind.

Wir fuhren wieder Richtung Jauernick-Buschbach, dieses Mal ohne ein vorausfahrendes Auto mit Navi, so dass eine Dame uns mit ihrem Handy den Weg wies. Wie geplant waren wir um 16 Uhr zurück.

Alle Photos im Bericht – soweit nicht anders genannt – sind von der Autorin

Weiterführende Links zum Artikel:

Bautzen – Wikipedia
Dom St. Petri (Bautzen) – Wikipedia
Ortenburg (Bautzen) – Wikipedia

Der Bagger vom Berzdorfer See und die Kirchenwanderung von Deutsch-Ossig nach Görlitz-Königshufen

Ein Bericht von Erla Spatz-Zöllner, ViLE Ulm (10.10.2021)

Wo sich heute der Berzdorfer See befindet, schürften bis 1997 riesige Bagger nach Braunkohle. Eins dieser Ungetüme war am 6.10.21 unser Ausflugsziel, das technische Denkmal Schaufelradbagger 1452. Herr Andreas Böhlke, ehemaliger Maschinist auf diesem 33 m hohen Giganten, öffnete uns das Tor zum Gelände und stattete uns mit gelben Schutzhelmen aus. Mutig folgten wir ihm die Stahltreppen hinauf auf die verschiedenen Ebenen seines ehemaligen Arbeitsplatzes. Als der Bagger noch in Betrieb war, war das eine wackelige Angelegenheit, weil der Bagger bei der Arbeit heftig schwankte. Außerdem war man dem Kohlenstaub, den wechselnden Wetterbedingungen und viel Lärm ausgesetzt. Jederzeit musste man auch damit rechnen, dass einem Steine vom Abraum von den Förderbändern um die Ohren flogen. Diese widrigen Umstände wurden mit einem vergleichsweise sehr guten Lohn honoriert. Die geförderte Braunkohle diente der Energieversorgung der DDR und wurde im nahen Kraftwerk Hagenwerder („Völkerfreundschaft“) zur Stromerzeugung (1500MW)verbrannt.


Wegen der Braunkohlegewinnung wurde das ehemalige Dorf Deutsch-Ossig evakuiert und bis auf wenige Häuser zerstört. Einzig die Kirche und ihre wertvolle Barock/Rokoko -Ausstattung hat überlebt, indem man sie an der Peripherie von Görlitz im Stadtteil Königshufen ab 1990 neu errichtete. Auf unserer Stadtrundfahrt konnten wir diese Kirche, die Hoffnungskirche, mit ihrem goldenen Taufengel besichtigen und ihre spannende Geschichte von ihrem ehemaligen Pfarrer, Herrn Scheuerlein, erfahren.

Mit dem Ende des Braunkohletagebaus bei Deutsch-Ossig wandelte man die einstige 140 m tiefe riesige Grube gezielt in einen großen, bis zu 70 m tiefen See um. So entstand vor den Toren von Görlitz ein attraktives Freizeitgelände, das sehr gut von der Bevölkerung angenommen wird und sich positiv auf den Tourismus auswirkt. Vom oberen Bereich des Baggers sah man der Berzdorfer See vor sich, den Hausberg der Görlitzer, die Landeskrone, und in der Ferne das Riesengebirge.

Weiterführende Links zum Artikel:

https://de.wikipedia.org/wiki/Berzdorfer_See
https://www.kirchenkreis-sol.de/gemeinden/hoffnungskirchengemeinde/

Ein Besuch in Zgorzelec

Bericht von Beate Braun, ViLE Ulm (26.10.2021)

Nach Besichtigung der aus Deutsch-Ossig geretteten Hoffnungskirche in Görlitz-Königshufen bringt uns der Stadtschleicher-Bus in die Nähe der Altstadtbrücke Richtung Zgorzelec, der polnischen Nachbarstadt von Görlitz. Wo er allerdings nicht halten darf, 200 m bis dorthin müssen wir zu Fuß zurücklegen.

Noch in der Weststadt passieren wir ein Künstler-Atelier, das leider geschlossen ist. Der Künstler ist Herrn Rudolph, unserem Stadtführer für diesen Morgen, persönlich bekannt. Seinen Namen habe ich aber leider vergessen. Ich fotografiere ein von ihm kreiertes Poster im Fenster.

Als nächstes sehen wir eine Art Festungsmauer, später erkennen wir, dass dies die Grundmauern der Kirche St. Peter und Paul (Peterskirche) sind.

An der Altstadtbrücke über die Neiße nach Zgorzelec gibt es auf Görlitzer Seite die Vierradmühle, auf der polnischen Seite steht die Dreiradmühle, wo wir zu Mittag essen werden.

Zgorzelec war die Ostvorstadt von Görlitz. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges ist sie durch die Oder-Neiße-Grenzlinie polnisch und wurde in Zgorzelec umbenannt. Sie ist Kreisstadt der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen, hat ca. 30.400 Einwohner.

Heute ist sie Mitglied der Euroregion Neiße und erklärte sich 1998 gemeinsam mit Görlitz zu einer gemeinsamen Europastadt. Als Zeichen des Zusammenwachsens wurde die frühere Altstadtbrücke am 20. Oktober 2004 wiedereröffnet. Die Brücke war am 7. Mai 1945, ebenso wie alle anderen Brücken der Stadt, gegen 22 Uhr gesprengt worden und war bis dahin die älteste Neiße-Querung der Stadt gewesen. Auch der Umgang mit der deutschen Geschichte der Stadt hat sich entspannt. Im Februar 2012 beschloss der Stadtrat die Benennung zweier Straßen in Zgorzelec nach Bartholomäus Scultetus (1540 – 1614, Stadtrichter und Bürgermeister von Görlitz, Mathematiker, Astronom, Chronist und Histriograph) und Jacob Böhme (1575 – 1624, Mystiker, Philosoph und christlicher Theosoph; Hegel nannte ihn den „ersten deutschen Philosophen“, weil er als erster philosophische Werke in deutscher Sprache verfasste). Seit 2011 erinnert auch ein Denkmal an Jacob Böhme.

Die beiden Städte bewarben sich im Jahre 2010 gemeinsam um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“, unterlagen aber in der Endausscheidung Essen bzw. dem Ruhrgebiet.

In Zgorzelec angekommen, bestaunen wir den früheren Görlitzer Postplatz.  Die Häuser drumherum wurden wunderbar saniert, sind aber unbewohnt und mit einer Mauer umgeben. Ein reicher Grieche hatte die Sanierung vorgenommen.  Aus welchen Gründen auch immer sind die Wohnungen noch nicht vermietet sind, ist nicht bekannt.

Wir kommen nun zu unserem Restaurant Dreiradenmühle – in polnisch heißt das Restaurant Piwnica Stromiejska. Am Eingang steht ein großer Hortensientopf.

Es gibt eine deutsche Speisekarte.

Das Mittagessen klappte nicht ganz so, wie wir „Wessies“ es gewohnt sind; es hat aber allen geschmeckt.

Als wir mit dem Essen fertig sind, ist es später als geplant, auf der Görlitzer Seite wartet unser Stadtführer, Herr Vater. In Eile verlassen wir dann das Lokal, um über die Altstadtbrücke zur Peterskirche zu kommen.

Weiterführende Links zum Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zgorzelec
https://de.wikipedia.org/wiki/Vierradenm%C3%BChle
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreiradenm%C3%BChle
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_B%C3%B6hme

Vor und hinter den Fassaden von Görlitz – Eine Stadtführung mit Frank Vater

Ein Bericht von Michael Scheier, Frankfurt (18.10.2021)

Görlitz, an der Via Regia Rhein-Schlesien, einer großen mittelalterlichen Handelsstraße, gelegen, war in früheren Zeiten eine wohlhabende Stadt. Den Wohlstand verdankte sie insbesondere den Tuchhändlern, die in der Stadt überaus prächtige mit großen Toreinfahrten versehene Bauten, die sogenannten Hallenhäuser, hinterlassen haben. Außer dem Geschäft dienten diese palastartigen Gebäude auch der Repräsentation der mächtigen Handelsherren, die damals über die Geschicke der Stadt mitbestimmten. Glückliche Umstände sorgten über die Jahrhunderte dafür, dass die Görlitzer Altstadt in ihrer Substanz bis heute erhalten ist: so etwa im Zweiten Weltkrieg, als seine Altstadt von den Bombenangriffen weitgehend verschont blieb. Auch die DDR-Zeit trug dazu bei, die alte Substanz zu erhalten. Es fehlten nämlich, anders als im Westen Deutschlands mit Marshallplan und “Wirtschaftswunder”, einfach die Mittel, um sich große Wiederaufbauprojekte leisten zu können. So ist, obwohl bis zur Wende noch manches Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste, auch in dieser Zeitperiode ein Großteil der alten Bauten in Görlitz erhalten geblieben. Inzwischen erstrahlen viele dieser Gebäude wieder in neuem Glanz.

Für die Führung durch die Altstadt von Görlitz hätten wir uns wohl niemand geeigneteren als Herrn Vater wünschen können, und zwar nicht nur, weil er nebenbei auch noch Architekt ist und aus dieser Perspektive einige informative und reich bebilderte Bücher zur Altstadt veröffentlicht hat . Bei unserer Stadtbesichtigung war es ihm ganz offensichtlich wichtig, uns nicht nur auf die im Stil von der Gotik über Renaissance bis zum Barock reichenden Fassaden aufmerksam zu machen, sondern uns auch für den Reichtum an architektonischen Glanzlichtern zu interessieren, der hinter diesen Fassaden verborgen liegt. Manche der Häuser wurden über die Jahrhunderte hin immer wieder erweitert, und so geben sich auch im Innern der Bauten die Architekturepochen die Hand.  Ein wenig davon hat uns unser Stadtführer gezeigt, vieles mehr ist öffentlich zugänglich, und wo nicht, machte er uns Mut, mit den Bewohnern Kontakt aufzunehmen und um die Erlaubnis zur Besichtigung zu bitten. Wer noch enger mit den Perlen der Görlitzer Altstadt in Kontakt kommen möchte, dem empfahl Herr Vater, bei seiner nächsten Reise dort Quartier zu nehmen. Die Auswahl treffe man am besten individuell per Telefon. Dabei lasse sich vom avisierten Gastgeber anders als bei den großen Anbietern noch manches stilistische Detail erfahren – je nachdem, ob man lieber im Ambiente der Renaissance, des Barock oder des Rokoko nächtige.

Beim Gang durch die Görlitzer Altstadt begegnet dem Besucher allerdings nicht nur die Architektur zwischen Mittelalter und  Neuzeit. Im Innern der ab 1425 errichteten Nikolaikirche traf der Berichterstatter einen alten Bekannten aus Frankfurt wieder, den Architekten Martin Elsässer, der hier in den Zwanziger Jahren (des letzten Jahrhunderts natürlich) unter anderem eine Kirche und eine Großmarkthalle gebaut hat. In Görlitz richtete er im Jahr 1925 das Innere des gotischen Kirchenbaus im zeitgenössischen expressionistischen Stil  als Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ein.

Weiterführende Links zum Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Altstadt_(G%C3%B6rlitz)
https://www.goerlitz.de/Das_Goerlitzer_Hallenhaus.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikirche_(G%C3%B6rlitz)

Zum Schluss: Ein Abstecher in die Umgebung von Görlitz

Ein Bericht von Renate Kienle, ViLE Ulm (20.10.2021)

Das Seminarende war gekommen.

Nach einer Abschlussrunde mit Bewertung des Seminars und  Vorschlägen für das nächste Jahr haben wir uns von den am Freitag zurückreisenden Teilnehmer*innen verabschiedet. Übrig blieb eine kleine Gruppe, die erst am Samstag die Heimreise antrat. Heiderose machte den Vorschlag, den Nachmittag mit einer Fahrt nach Zittau auszufüllen und hat uns eingeladen. Wir waren natürlich begeistert.

Unsere erste Station: Das Kloster Marienthal

Kloster Marienthal

Das Kloster St. Marienthal ist eine Zisterzienserinnen – Abtei in der sächsischen Oberlausitz. Es ist das älteste Frauenkloster des Ordens in Deutschland, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht. Das Kloster wurde 1234 gegründet und nach einem Brand 1683 im Stil des böhmischen Barock neu errichtet. Nach einem Rundgang durch die sehr schöne und beeindruckende Klosteranlage, erschwert durch eine Baustelle, haben wir dann doch noch den Eingang zur Klosterkirche gefunden, die uns sehr beeindruckt hat.

Unser nächster Besuch galt Herrnhut  

Herrnhut ist eine Landschaft im sächsischen Landkreis Görlitz, bekannt durch die Produktion der weltberühmten Herrnhuter Advents- und Weihnachtssterne.

Die weltberühmten Herrnhuter Sterne

Bei einem Rundgang durch das Firmen- und Ausstellungsgelände, und auch durch einen sehr interessanten Film über den Ursprung, die Weiterentwicklung und Produktion ( z. Zt. 90 Mitarbeiter) sowie auch Besichtigung der Vielfalt der Sterne, konnten wir uns einen umfangreichen Überblick verschaffen. Einige Damen konnten nicht widerstehen, so ein Sternchen mit nachhause zu nehmen. Interessant war auch die Durchfahrt durch den Ort, der überall mit Sternen ausgestattet ist.

Am Ziel unserer Reise: In Zittau

Rathaus und Rathausplatz in Zittau

Zittau ist eine große Kreisstadt im Landkreis Görlitz im äußersten Südosten Sachsens  im Dreiländereck Deutschland – Polen –  Tschechien. Unter den zahlreichen Sehenswürdigkeiten von Zittau haben wir uns für die Besichtigung der „Zittauer Fastentücher“ im Museum in der Kirche zum Heiligen Kreuz entschieden, die zu den besonderen Attraktionen der Stadt gehören.

Ein Museumsführer erklärte uns sehr informativ und ausführlich die Geschichte der Fastentücher und ihre Bedeutung. Nach dem Dienstschluss des Führers um 17 Uhr erzählte uns eine Dame des Museums ausführlich über die Kirche zum Heiligen Kreuz, die eine ganz seltene Säulenbasilika ist. Es war eine Bereicherung. Anschließend machten wir noch einen kurzen Spaziergang zum Rathaus und über den Rathausplatz.

Nach noch einmal sehr eindrucksvollen  und informativen  Stunden fuhren wir pünktlich bis 18 Uhr zum Abendessen zurück. Beindruckt waren wir auch sehr von der Kinderhospizgruppe, die bereits eingetroffen war und Leben in den Speisesaal brachte.

Abschließend trafen wir uns im kleinen Seminarraum im zweiten Stock zu einem gemütlichen Abschluss und Austausch des Nachmittages und auch der Tage, mit einem Dankeschön an Heiderose für den noch sehr schönen Abschieds–Ausflug, mit dem Bedürfnis auf ein Wiedersehen. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück am Samstagmorgen traten wir pünktlich mit Taxi zum Bahnhof oder Pkw die Heimreise an.

Weiterführende Links zum Artikel:

Kloster St. Marienthal – Wikipedia
Herrnhut – Wikipedia
Kreuzkirche (Zittau) – Wikipedia