Erster Preis im Wettbewerb zum Thema KI

Das bisschen Haushalt: Besser leben mit Künstlicher Intelligenz

von Peter Schallock

Dieser Beitrag erhielt den Ersten Preis im Wettbewerb zum Thema KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Vielleicht klingt es ein wenig übertrieben, was Sie hier lesen. Zu schön, um wahr zu sein? Wissenschaftler halten es für möglich, dass uns Künstliche Intelligenz, kurz KI, im Haushalt von morgen von vielen lästigen Aufgaben entlasten könnte. Lassen Sie uns also ein wenig phantasieren. Kommen Sie mit, schau‘n wir mal, wie wunderbar bequem unser Alltag eines schönen Tages sein könnte..

Morgenstunde hat Gold im Munde. Man hat sich dran gewöhnt. Ein typisch unaufgeregter, komfortabler Morgen. Ich werde wie immer sanft, ja liebevoll durch wohlige Musikklänge geweckt. Die Musikauswahl habe ich längst Hildchen überlassen. Die kennt meinen Geschmack, weiß manchmal besser als ich, was ich gerade hören möchte. Ich habe kaum die Augen geöffnet, da wünscht mir ihre jugendlich-frische Stimme auch schon einen angenehmen guten Morgen. Sie erinnert mich daran, dass es bereits kurz vor acht ist, dass ich um zehn Uhr einen Notar-Termin habe und erfreut mich damit, dass es sonnig und bereits jetzt 15 Grad warm ist.

Wegen des Termins, einer eher nebensächlichen Erbschaftsgeschichte, muss ich mich etwas beeilen. Nach dem Kurzbesuch auf dem Örtchen also schnell in die Küche. Rudolfo hat bereits mein Frühstück zubereitet. Es duftet wunderbar nach Kaffee. Ich kann mich darauf verlassen, dass das Frühstücksei so ist, wie ich es am liebsten mag. Dazu gibt es Müsli. Alle Mahlzeiten sind natürlich streng nach Diätplan zubereitet, beachten meine Gesundheitsdaten. Die selbstverständlich im System gespeichert sind, wie alle für meinen Alltag relevanten Daten.


Hildchen und Rudolfo, meine unentbehrlichen Helfer

Spätestens jetzt sollte ich Sie vielleicht ein wenig über die Zusammensetzung meines Haushaltes aufklären. Wenn Sie dachten, hier beschriebe ein besonders wohlhabender Zeitgenosse sein mit Dienstboten bevölkertes Heim, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Hildchen ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine Art Allroundcomputer, der dank künstlicher Intelligenz meinen Haushalt nahezu fehlerfrei organisiert. Ihr Dienstbote heisst Rudolfo, ein äußerst gescheiter Haushaltsroboter, der putzt, kocht, entsprechend der aktuellen Wetterdaten meine Kleidung aussucht, aufräumt und etliche andere Pflichten übernimmt.

Mein Haushalt ist heute eine weitgehend automatisierte Komfortzone. Die rasante Entwicklung der letzten Jahre, besonders was Künstliche Intelligenz angeht, hat mich überzeugt. Welche fantastische Entwicklung da stattgefunden hat! Bleiben wir einen Moment bei Hildchen. Ihre Vorgängerin hieß Alexa, war eine noch ziemlich mechanische Stimme, die doch vergleichsweise wenig zu sagen hatte. Hildchen dagegen ist das Genie, das ich in meinen alten Tagen wohl sicher nicht mehr werden dürfte. Gefüttert mit allerlei Daten, kennt sie meine Vorlieben, meine zahlreichen Interessen, aber auch meine Schwächen und Grenzen. Sie weiß, was gut für meine Gesundheit ist und stellt Speiseplan und Fitnessprogramm – bestehend aus gelegentlichen Spaziergängen – zusammen. Sie beantwortet, manchmal noch mit etwas Hilfe, meine Post eleganter, als ich es könnte. Beispielsweise hat sie, nach meinen Vorgaben, die gesamte Korrespondenz zu der heute anstehenden Erbschaftsgeschichte erledigt. Und das ist nur ein Teil dessen, was Hildchen zu leisten vermag!

ROBOTER (Freie Lizenz Freepic)

Welchen Typ hätten Sie denn gerne?

Ich hab‘ mich übrigens für das Modell mit der jugendlich-frischen, immer optimistischen Stimme entschieden, die aus schön geformten Lautsprechersäulen zu mir spricht. Natürlich gibt es auch Alternativen: Sie bevorzugen lieber mütterliche Milde, oder eine rauchig-laszive, leicht verrucht wirkende Stimme? Kein Problem. Für Sie, meine Damen, gibt es natürlich auch die entsprechenden männlichen Gesprächspartner. Sie können sich sogar mittels einer Tonaufnahme die Stimme eines realen Menschen permanent ins Haus holen. Sofern Sie das bevorzugen, und nicht Ihrer Fantasie frönen möchten.

Aber jetzt habe ich sie erstmal genug mit meinem Alltag beschäftigt. Ich muss los. Während meiner Abwesenheit wird Rudolfo aufräumen und staubsaugen, da kann ich mich darauf verlassen. Danach wird die Energie runtergeschaltet: Man lebt ja schließlich klimafreundlich!

Der Haushalt von morgen: Ohne jeden Küchenmief!

Natürlich hat mich der Umstieg in ein wirklich komfortables Leben einiges gekostet. Meine Wohnung musste roboterfreundlich werden, ein paar Schränke und Küchenmaschinen ersetzt werden. Vielleicht würden sie meine Küche gar nicht mehr als solche erkennen. Man muss doch mit der Zeit gehen! Rustikale Küche, vielleicht mit Kräutern und rostigen Töpfen an der Wand, Gemüse im Kühlschrank und Obst in der Schale? Gibt es höchstens noch im Heimatmuseum. Glücklicherweise hat die Lebensmittelindustrie die Zeichen der Zeit erkannt und rechtzeitig portionsfreundliche Packungen geschaffen, die von Rudolfo und seinen Kollegen mühelos verarbeitet werden können.

Sie sehen, ich bin rundum zufrieden. Auf die ganzen Horrormeldungen gebe ich nichts. Ich bin jetzt eine gläserne Persönlichkeit, weil ich jede Menge Daten auf einer digitalen Wolke („Cloud“) gespeichert habe – damit sie für Hildchen jederzeit zugänglich sind? Na und? Ich bekomme jetzt ständig und unaufgefordert aktuelle Informationen aller möglichen Firmen über neue Produkte, die beispielsweise bei meinen diversen Wehwehchen hilfreich sein könnten. Wie man sieht, ein zusätzlicher Nutzen!

Kann doch mal passieren

Und was die Technik angeht, da kann ich wirklich nicht klagen. Anders als der Franzl, ein guter Bekannter. Der wünscht mittlerweile den ganzen technischen „Schrott“, wie er schimpft, zum Teufel! Sie fragen, warum er bei all den offensichtlichen Vorzügen so undankbar ist`? Gute Frage! Etwa nur, weil sein System mal kurzfristig zusammengebrochen war, für gerade mal eine Woche? Es im Haus bitterkalt wurde, nichts mehr funktionierte, er sich nicht mal ein Ei kochen konnte und wegen des Totalausfalls auch keine Hilfe erreichbar war? Und er mit zunehmender Verzweiflung stattdessen in meinem Heim sämtliche Kommunikationswege besetzt hielt? Hildchen verhielt sich dabei merkwürdig schweigsam; was sie wohl davon hielt?

Ich bitte Sie, alles kein Grund zur Aufregung. Kann doch mal passieren. Man muss doch mit der Zeit gehen, trotz allem. Nicht immer gleich Schwarzsehen! KI macht nun mal unser aller Leben schöner und bequemer! Sie haben noch Zweifel? Nicht nötig, Hildchen würde Ihnen das bestätigen. Und die weiß alles.

Hier finden Sie mehr zum Thema:https://www.lt1.at/aktuelles/ki-uebernimmt-bald-haushalt/

Erstmalige Veröffentlichung dieses Beitrags im Januar 2024 im LernCafe.