Eine Ausstellung im Lenbachhaus München
von Beatrix Hassert
8 Mitglieder von ViLE und 2 Gäste konnten – wegen Zugstreiks eine Woche später als geplant – am Donnerstag, dem 1.2.24, mit dem Bayernticket zum Museumsbesuch starten. Beate Braun übernahm dankenswerterweise wieder die Organisation. Unterstützt wurde sie von ihrem Mann Norbert Rückgauer.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum gelben Lenbachbau geht es in die Tiefe der umgebauten U- Bahnstation. Man mag das „hip“ finden, mir fehlten das Tageslicht sowie bessere Belüftung, denn die Ausstellung war voll.
Etwas ermüdend war das Abschreiten der Werke mit dem Audioguide (die vielen Versuche, eine Gruppenführung zu bekommen, waren vergeblich). Dabei sind die teils sehr großen, atmosphärisch dichten Werke Turners jegliche Mühe wert. Man glaubt unmittelbar dabei zu sein, wenn gewaltige Stürme Segelschiffe kentern lassen oder Feuersbrünste toben. William Turner wandte sich ab von der damals herrschenden Historienmalerei, er skizzierte und aquarellierte vor Ort, um dann im Atelier ideale Landschaften zu schaffen. Dabei löste er sich immer mehr vom Gegenständlichen, was für seine Zeitgenossen eine Provokation war. Er gilt heute als Vorläufer der Abstraktion, er war interessiert an der Naturwissenschaft, vor allem an Wetterphänomenen und er experimentierte z.B. mit Bienenwachs, mit dem er das Wolkenweiß andickte und es dann mit dem Spachtel auf die Leinwand brachte.
Im Tausch gegen Werke des Blauen Reiters des Lenbachhauses war die Tate Galerie bereit, eine stattliche Sammlung von 40 Gemälden sowie Aquarelle und Zeichnungen Turners zu verleihen. Ich erinnere mich, dass ich als junge Frau einmal acht Stunden in der Tate Galerie in London zubrachte, so begeistert war ich von diesen, mir damals noch unbekannten Bildern des Lichts.
1775 als Sohn eines Barbiers und Perückenmachers geboren, begann Turner bereits mit vierzehn seine künstlerische Ausbildung und wurde als junger Mann in die Royal Akademie of Art in London aufgenommen. Neben Bewunderung bekam er auch Spott, er male schlampige Klecksereien, wurde behauptet. Dabei sind seine verschwimmenden, südlichen Landschaften äußerst nuancenreich und subtil. Fachleute fragen sich noch heute: “Wie hat er das nur gemacht?“ (dazu Weiteres im Internet). Turners Bilder muss man unbedingt im Original sehen, Reproduktionen reichen nicht heran an die besondere Strahlkraft seiner Farben.
Die Ausstellung im Lenbachhaus ist Anfang März 2024 zu Ende gegangen.
Internet-Links:
In Farben und Licht verloren: William Turner im Lenbachhaus | BR24
William Turner im Münchner Lenbachhaus: Eine Form der Ekstase | ZEIT ONLINE
William Turner: Biografie und Lebenslauf des brit. Romantikers (artinwords.de)