Zwei Künstlerpaare der Moderne im Edwin-Scharff-Museum, Neu-Ulm
von Beate Braun
Am 24. Mai besuchten wir gemeinsam – 9 Mitglieder von ViLE-Süd und 7 Gäste – die Ausstellung in Neu-Ulm. Ein Artikel in der Südwestpresse vom 25.03.2024 hatte uns darauf aufmerksam gemacht. Der Kunsthistoriker Dr. Martin Miersch führte uns durch die Ausstellungsräume.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. August.
Sie entstand in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden. Erstmals werden vier Künstlerpersönlichkeiten gemeinsam vorgestellt. Dabei treten nicht nur ihre künstlerischen Gemeinsamkeiten und Eigenständigkeiten zu Tage. Zugleich wird anhand der beiden Künstlerehen auch das damalige gesellschaftliche Normengefüge und die darin waltenden, kaum zu überwindenden Geschlechterrollen veranschaulicht.
Die Künstlerpaare Marg(arete) (1884–1977) und Oskar Moll (1875–1947) sowie Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876–1943) und Hans Purrmann (1880-1966) haben Anfang des 20. Jahrhunderts entscheidende Momente in der Entwicklung der europäischen Avantgarde mitgeprägt. Schon kurz nach 1900 waren sie in Berlin Teil jener Bewegung, die dem deutschen Impressionismus nach und nach zu mehr Expressivität verhalf.
1980 gründeten sie gemeinsam in Paris die Académie Matisse, die bis 1911 bestand und zahlreiche Künstlerinnen und Künstler anzog. Der als Oberhaupt der „Fauves“ (die wilden Tiere) titulierte Henri Matisse konnte hier seine Auffassung einer neuen Malerei weitergeben, in der die reine, ungebrochene Farbe dominiert und in leuchtenden Kontrasten flächig zueinander gesetzt wird. Die enge Freundschaft der beiden Paare mit Henri Matisse und die vielen gegenseitigen Besuche vor dem ersten Weltkrieg – in Paris, Coullioure, München und Berlin – prägte nicht nur das Werk der vier Kunstschaffenden, sondern führte auch dazu, dass der französische Fauvismus in Deutschland sehr schnell für Furore sorgte und von aufgeschlossenen, progressiven Künstlerinnen und Künstlern rezipiert wurde.
Mit rund 70 Werken gibt die Ausstellung einen Überblick über das Schaffen der vier Künstlerinnen und Künstler. Darüber hinaus veranschaulichen ausgewählte Werke von Lovis Corinth, Max Liebermann oder Henri Matisse exemplarisch entscheidende Inspirationsquellen der beiden auf verschiedenen Ebenen miteinander verbundenen Künstlerpaare.
Kuratiert ist die Ausstellung nach drei Genres: Landschaften, Akte und Stillleben. Nach der außerordentlich interessanten Führung über die zwei Künstler-Ehepaare, die uns allen bisher unbekannt waren, stärkten wir uns im Café des Edwin Scharff-Museums.