Mehr Sicherheit beim Versand von Laborproben

Maria Sievert, geb. Driesel, Bau- und Wirtschaftsingenieurin:

“Beobachten, Neudenken, Verbessern”

von Erla Spatz-Zöllner

„Hör auf dein Herz!“ Diesem Rat ihrer Studienmentorin folgte Maria Driesel zunächst nicht.

Sie nahm einen sicheren Job in der Autoindustrie an. Aber nach einigen Monaten spürte sie, dass ihr Herz für etwas Anderes schlug. Schon lange hegte sie den Wunsch ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie war Stipendiatin bei „Kickstart“ von der TU München (TUM) und „Exist“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, und sie hatte eine Zusatzausbildung bei „Manage & More“ der „UnternehmerTUM GmbH“ durchlaufen. Dies alles sind Studienprogramme zur Förderung künftiger Führungspersönlichkeiten und zur Gründung von Start-Up Unternehmen.

Bereits 2015 während ihres Studienaufenthaltes in Arkansas, bei ihrem Masterstudium, war Maria auf ein Problem aufmerksam geworden, das ihr Leben maßgeblich bestimmen sollte. Ein Pathologe erzählte ihr, wie häufig Laborproben versehentlich vertauscht werden. Besonders bei Krebspatienten haben solche Verwechslungen gravierende Folgen. Es kommt zu falschen Behandlungen, die für die Betroffenen sehr ärgerlich sind, und die beträchtliche finanzielle Kosten verursachen.

Komponente 1:
Web-basierte digitale Kommunikationsplattform

Bei der operativen Entnahme von Körpergewebe wurden bisher die zu untersuchenden Gewebeproben in Röhrchen mit Formalin gegeben, manuell beschriftet. Und manchmal vor dem Versand in ein Labor mehrfach umgepackt und neu beschriftet. Dabei passieren Fehler. Durch Digitalisierung und Codierung dieser Vorgänge lassen sich diese Fehler vermeiden. Darin sah Maria Driesel ihre Aufgabe und machte sich an die Arbeit. Während ihrer Forschungen dazu hörte sie von einem Molekular-Biotechnologen und Betriebswirt an der TUM, der seinerseits an Automatisierungslösungen arbeitete. Die beiden taten sich zusammen und gründeten 2017 ihr Start-Up „inveox“. Inzwischen sind sie ein Paar. Maria Driesel hat Dominik Sievert geheiratet.

Komponente 2:
Probenbehälter

Sie entwickelten drei Komponenten für einen sicheren Transport von Gewebeproben zum Pathologielabor: Eine Web-basierte digitale Kommunikationsplattform (eine Software) zwischen Einsendern und Labor, einen innovativen Transportbehälter für die Gewebebiopsien und einen Automaten zur Annahme dieses Behälters im Labor. In diesem Automaten werden die Proben anhand ihres ID-Codes erfasst und von allen Seiten fotografiert. Dann werden die Röhrchen auf den Kopf gestellt, damit das Formalin durch ein Filter ausläuft.

Komponente 3:
Automat für die Probenbearbeitung

Danach sind die Proben auf einer Biokassette gelagert. In dieser Kassette wirft der Automat die vorbereiteten Gewebeproben wieder aus für die weitere feingewebliche Untersuchung der Gewebeschnitte unter dem Mikroskop. Wie beim Paketversand kann sich der einweisende Arzt in Echtzeit darüber informieren, was gerade mit der Gewebeprobe passiert. Durch das Einscannen des Röhrchencodes auf die digitalen Begleitpapiere werden Verwechslungen ausgeschlossen. Neben dieser erhöhten Sicherheit führt die Automatisierung zu deutlicher Zeiteinsparung – weil viele Proben gleichzeitig bearbeitet werden können – und damit zu mehr Effizienz und Rentabilität. Mittlerweile prosperiert das Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl ist stark gestiegen. Dabei achtet die Gründerin auf Diversität ihrer Mitarbeiter*innen – und dabei besonders auf die Vielfalt der Fachrichtungen und der Nationalitäten. „Der stärkste Trigger für Innovation liegt in der Interdisziplinarität“, so lautet ein Zitat von ihr. Maria Sievert wurde inzwischen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, wie dem Sience4Life Venture Cup oder von Edition F, als eine von 25 Frauen, die mit ihren Erfindungen unser Leben verändert haben.

Inveox hat mittlerweile je eine Niederlassung in Polen (Krakau) und den USA (Houston).

Mit Durchhaltevermögen und elastischer Beharrlichkeit wird sie, nach eigener Aussage, ihre Ziele weiterverfolgen.

Quellen:
http://www.150.alumni.tum.de/maria-driesel/
www.connect.de/ratgeber/inveox-breakthrough-2019-3198910-8068.html (11/2018)
Inveox – Pathology reinvented. : Inveox
Maria Driesel: „In Deutschland werden jährlich Hunderte wegen falscher Laborbefunde fehldiagnostiziert“ – EDITION F    (08/2018)

Maria Sievert auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=eopNGYO8ATo