Katharina Grosse – THE SPRAYED DEAR

Ausstellung im Kunstgebäude der Staatsgalerie Stuttgart (bis 11.01.2026)

Ein Bericht von Beate Braun

Am 26.08.2025 besuchten16 Gäste diese Ausstellung, davon 10 ViLE-Süd- Mitglieder.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 11.01.2026 und ist sehr empfehlenswert.

Eingang zum Kunstgebäude der Staatsgalerie Stuttgart (Foto Karin Hunsinger)

Die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Wüller führte uns durch die Ausstellung

Katharina Grosse ist eine 1961 in Freiburg im Breisgau geborene Künstlerin. Sie ist für ihre einzigartigen raumgreifenden Bilder bekannt. Grosse bemalt nicht nur traditionelle Leinwände, sondern auch ganze Räume, Fassaden und Landschaften. Ihr experimenteller Ansatz ermöglicht ganz neue Erfahrungen. Wir erfuhren, dass Sie sogar ihr komplettes Schlafzimmer in einem Farbenrausch besprüht hatte.

Vitrine mit Ei – Beginn eines Künstlerlebens (Foto Norbert Rückgauer)

Die Ausstellung beginnt in einem großen Raum, in dessen Mitte eine gläserne, viereckige Vitrine steht. Diese Vitrine enthält ein bemaltes Ei, das Katharina im Alter von zehn Jahren bemalt hatte. Ihre Mutter hatte es aufgehoben und bei der Ausstellung zur Verfügung gestellt.







In einem schmalen Durchgangsraum stand eine Skulptur aus weißem Styropor, das wir kurz umrunden konnten. Das Styropor war in drei LKWs ins Kunstgebäude transportiert worden. Im Kunstgebäude selbst wurde es zusammengeklebt und dann mit heißen Drähten bearbeitet, so dass Spitzen und Rillen entstanden. Dieses weiße Gebilde erinnerte einige an einen Gletscher, es waren aber auch andere Assoziationen möglich.

Katharina Grosse THE SPRAYED DEAR Ausstellungsansicht
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Staatsgalerie Stuttgart

Der Höhepunkt der Ausstellung war eine Installation mit dem Namen „The Sprayed Dear“, die eigens für den Kuppelsaal des Kunstgebäudes geschaffen wurde. Herzstück ist eine 3 Meter hohe, 15 Meter lange und 8 Meter breite Konstruktion aus doppelwandigen Aluminiumplatten, die wie eine Welle oder Haarlocke geformt ist und im Inneren des Kuppelsaals steht. Die Plastik wurde nach Katharinas Vorgaben produziert, gebogen und aufgestellt. Sie selbst hatte diese Plastik und den kompletten Fußboden des riesigen Raumes mit unterschiedlichsten Farben besprüht. Frau Dr. Wüller erzählte uns, dass die Künstlerin in einem Schutzanzug und mit Maske viele Tage in diesem Raum eingeschlossen war, um diese Installation zu schaffen. Die Farben sind sehr bunt und passen ausgezeichnet zueinander. Eine Farbe geht in die andere über. Egal, aus welchem Blickwinkel man die beiden Installationen betrachtet, es eröffnet sich immer wieder ein neues farbiges Bild.

Katharina Grosse THE SPRAYED DEAR Ausstellungsansicht
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Staatsgalerie Stuttgart

Im nächsten Raum wurden farbige Bilder auf Sperrholz gezeigt. Diese Bilder waren nicht nur glatte Bretter, sondern auch hier waren verschiedene Formen zusammengefügt und dann besprüht worden.

Grosse verwendet vorwiegend eine kompressorbetriebene Sprühtechnik. Dadurch kann sie sich ungehindert über Malgründe hinwegbewegen, die sich in Material, Struktur und Beschaffenheit unterscheiden. Dadurch entstehen einzigartige Muster und Texturen. 

Katharina Grosse OHNE TITEL (Foto Jens Ziehe)
© VG Bild-Kunst, Staatsgalerie Stuttgart

In einem etwas breiteren Durchgang befand sich ein Kunstwerk, das in direkter Verbindung zu Katharina Grosses monumentaler Arbeit In Seven Days Time steht. Letzteres Werk ist vor dem Kunstmuseum in Bonn ausgestellt, und wir hatten es dort bei unserer Bonn-Begegnungsreise im Juli 2025 gesehen. Beide Werke entstanden im Jahr 2011.

Katharina Grosses Werk IN SEVEN DAYS TIME vor dem Kunstmuseum in Bonn (Foto Beate Braun)

Im nächsten Raum finden wir ein reliefartiges Werk vor. Es besteht aus Leinwand. Seine reliefartige Oberfläche wurde durch eine Schicht aus Polyvinylchlorid erzeugt. Hier werden Positiv- und Negativformen gegeneinandergesetzt und partiell mit Ölfarbe übermalt.

Katharina Grosse THE SPRAYED DEAR Ausstellungsansicht
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Pressestelle der Staatsgalerie

Frühe Studien von Katharina Grosse sind in einem gesonderten Raum ausgestellt. 

Zum Schluss gelangen wir in einen Raum, in dem vier farbige Bronze- und Aluminiumgussobjekte aus den Jahren 2017 bis 2021 ausgestellt sind. Jedes Objekt präsentiert sich von jeder Seite in einer völlig anderen Gestalt. Die Farben und die plastischen Formen verändern sich dabei so grundlegend, dass der Eindruck entsteht, es handele sich um unterschiedliche Werke.

Katharina Grosse THE SPRAYED DEAR Ausstellungsansicht
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Pressestelle der Staatsgalerie

Wir alle waren begeistert von der Künstlerin und ihren Werken, es war für uns eine völlig neue Erfahrung.

Nach der Führung besuchten wir Carls Brauhaus gegenüber dem Kunstgebäude, um uns mit einem Mittagessen zu stärken.