Unsere diesjährige Begegnungsreise fand vom 13. bis zum 18. Juli 2025 statt und führte uns in die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn. 21 Teilnehmende hatten sich angemeldet. Wir übernachteten im Gustav-Stresemann-Institut, einer europäischen Tagungs- und Bildungsstätte (GSI).
Sonntag, 13. Juli 2025
Nach individueller Anreise aus ganz Deutschland und einer Vorstellungsrunde und machten wir uns auf zu einer ersten Stadtführung in der Bonner Altstadt.
Die wichtigsten Stationen des Rundgangs waren das Beethoven-Denkmal, die Münsterbasilika mit den Skulpturen-Köpfen der römischen Stadtpatronen, das Kurfürstliche Schloss mit dem Hofgarten – heute Universität mit 200jähriger Tradition, das Alte Rathaus (leider wegen Sanierung mit Tüchern verhängt) und das Geburtshaus von Ludwig van Beethoven.

(Foto Norbert Rückgauer)


Gleich hinter dem Geburtshaus von Beethoven stand das Gasthaus Zum Stiefel, in dem wir ein vorher bestelltes herzhaftes rheinisches Abendessen zu uns nahmen.
Nach Rückkehr zum GSI trafen sich fast alle noch zu einem Drink auf der Terrasse am Teich.
Montag, 14. Juli 2025
Nach einem frühen Frühstück fuhren wir zur Museumsmeile, denn wir trafen uns mit unserer Stadtführerin, Frau Samson, zum Thema „Das neue Bonn“ am Haus der Geschichte.
Der Rundgang umfasste das ehemalige Parlaments- und Regierungsviertel. Wir wurden informiert über die heutige Nutzung der einstigen Bundesgebäude. Darüber hinaus sahen wir zahlreiche Einrichtungen und Firmen, die das neue zukunftsweisende Profil Bonns entscheidend prägen. Dazu gehörten unter anderem das World Conference Center Bonn mit den ehemaligen Plenarsälen, der UN-Campus mit dem „Langen Eugen“, das Funkhaus der Deutschen Welle und der Post Tower der Deutschen Post DHL.
Und immer noch gibt es das Bundesbüdchen, den Kiosk, in dem sich während der Regierungszeit die Abgeordneten versorgt haben.



Am Ende der Führung begleitete uns Frau Samson zur Anlegestelle des Schiffes nach Königswinter, denn nun folgte der Ausflug zum Drachenfels.
In 50 Minuten brachte uns das Schiff von Bonn nach Königswinter. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir die Zahnradbahn zum Drachenfels, die wir bergauf bestiegen. Auf halber Strecke beim dem Schloss Drachenburg stiegen wir aus, denn hier hatten wir eine Führung gebucht.
Der Makler und Bankier Baron Stephan von Sarter (1833 – 1902) wollte gerne in einem Schloss wohnen und ließ die Drachenburg in nur zwei Jahren bauen. Er kam jedoch nie dazu, sein Schloss zu bewohnen. Eine Zeitlang war es ein Jungeninternat, danach verlotterte es. Inzwischen ist das Schloss im Besitz der Stiftung Nordrhein-Westfalen. 1986 wurde Schloss Drachenburg unter Denkmalschutz gestellt. Die dringend erforderlichen Schritte zu einer umfassenden Restaurierung leitete 1989 die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege ein. Das Schloss wurde sehr behutsam restauriert und remöbliert. Im Frühjahr 2010 war die Sanierung beendet. Wir konnten sehen, wie sich ein Privatmann fürstliche Gemächer vorstellte, die er auch nach außen zeigen wollte.


Nach der Führung ging es weiter mit der Zahnradbahn bis zur Endstation. Wir genossen die herrlichen Ausblicke auf den Rhein und seine Umgebung. Danach suchten wir uns einen Platz im Gartenlokal. Nur wenige von uns bestiegen die Burgruine des Drachenfels, sprachen aber begeistert davon.

Die Burgruine Drachenfels im Siebengebirge ist der Rest einer Höhenburg, die 1138 vom Kölner Erzbischof Arnold I. begonnen und 1149 von Gerhard von Are, dem Probst des Bonner St. Cassius-Stiftes, gekauft und fertiggestellt wurde. Sie steht auf dem gleichnamigen Berg.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, nahmen wir zurück wieder die Zahnradbahn nach Königswinter. Auf halbem Weg zwischen Talstation und Schiffsanlegestelle wurden wir von einem irischen Schulchor überrascht; wir hörten eine Zeitlang zu, und waren von den Liedern und den jungen Menschen begeistert.
Auf unserem weiteren Weg zur Anlegestelle wurden wir trotz aufgespannter Schirme und Schutz suchen unter Bäumen pitschenass. Das ankommende Schiff war kaum erkennen. Auf dem Schiff waren dann viele Menschen mit tropfenden Schirmen und nasser Kleidung. Als wir nach 40 Minuten Fahrt ausstiegen, hatte es aufgehört zu regnen. Wir suchten die nächste Bahn und fuhren zurück zum GSI, wo wir auch zu Abend aßen. Nach dem Essen trafen uns wieder an dem Gartenteich.
Dienstag, 15. Juli 2025
Heute war ein Besuch im Kunstmuseum geplant. Wir fuhren wieder zur Museumsmeile.

Ein Guide führte uns durch die Ausstellung „Aufbruch in die Moderne“. Es war eine Sammlungspräsentation von August Macke und rheinischen Expressionisten.

(Ölfarbe auf Holz – Public Domain)
Unser Guide erklärte einige Bilder, besonders von August Macke, sehr im Detail. Er machte uns auf Dinge in den Gemälden aufmerksam, die wir nur nach längerer Betrachtung erkennen konnten.

(Ölfarbe oder Tempera auf Leinwand – Public Domain)
Anschließend führte er uns noch durch eine weitere Ausstellung „Heimweh nach neuen Dingen – Reisen für die Kunst“. Hier gab es hauptsächlich Zeichnungen von August Macke, die er auf seiner Reise durch Tunesien gemacht hatte, einige Zeichnungen hat er später als Bild gemalt.

Kreide, mit Kopierstift überzeichnet auf Skizzenbuchblatt (Public Domain)
Sehr beeindruckt hat uns in dieser Ausstellung eine neuzeitliche Installation mit verschiedenen bemalten Tüchern, die aus anderen Kulturen stammen. Geschaffen wurde sie von Hamid Zemati. Leider ist eine Veröffentlichung des entsprechenden Fotos nur für den Zeitraum der Ausstellung erlaubt, so dass es hier nicht eingefügt wird.
Nach dieser Führung stärkten wir uns im Café KUMU im Kunstmuseum. Einige machten von dort einen Abstecher auf das Dach der Bundeskunsthalle mit den drei Kegeln. Die Bundeskunsthalle liegt direkt gegenüber dem Kunstmuseum, wobei die Bundeskunsthalle dem Bund gehört und das Kunstmuseum der Stadt Bonn.

Dann machten wir uns auf den Weg zum Haus der Geschichte – nur 10 Minuten entfernt.
Im Haus der Geschichte besuchten wir eine Sonderausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“. Eine „Begleitung“ – nicht Guide oder Museumsführerin – führte uns durch die Ausstellung. Beleuchtet wurden die unterschiedlichen Blicke auf die nationalsozialistische Herrschaft. Begonnen wird mit den Menschen, die die Zeit der Diktatur und des Krieges bewusst miterlebt haben. In jedem Ausstellungskapitel rückte eine neue Generation in den Mittelpunkt.

Ein zentrales Exponat der Schau ist eine Büste Adolf Hitlers, die die Bildhauerin Hedwig Maria Ley anfertigte und nach Kriegsende im Garten vergrub – ein Symbol für die Verdrängung und das Schweigen der Kriegsgeneration. Die Ausstellung hinterfragt dieses Schweigen, sie setzt die Kritik der nachfolgenden Generationen daran in den Kontext.
Geschockt waren wir von einem weihnachtlichen Schwibbogen, der das Lager Auschwitz darstellte inklusive seiner Krematorien und mit der Überschrift „Arbeit macht frei“.
Die Ausstellung machte uns ziemlich betroffen.
Am Ende der Führung sollten wir durch unterschiedliche Ausgänge gehen. Jeder Ausgang hatte eine Aussage als Überschrift, die wir zu unserer eigenen machen sollten.
Die Sonder-Ausstellung ist auch Thema einer Ausgabe der Museumszeitschrift. Darüber wird im ersten Teil des Museumsmagazins berichtet, das hier heruntergeladen werden kann.

Nach der Führung hatten wir Freizeit und trafen uns um 19 h im Gasthaus „Em Höttche“ wieder, wo wir Plätze reserviert hatten. Nach Rückkehr zum GSI setzten sich noch einige der Gruppe am Teich mit einem Drink zusammen.
Mittwoch, 16.Juli 2025
Für diesen Tag hatte das ZAWiW, ViLE und das GSI eine Veranstaltung organisiert zum Thema
„Aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen für Deutschland, Europa und die Welt“.
Zu diesem Seminar waren auch weitere Teilnehmer eingeladen. Es kamen aber nur eine Dame aus Hamburg und ein Herr aus Köln, der offensichtlich den Referenten kannte. Referent war Dr. Lazaros Miliopoulos, Privatdozent und u.a. Lehrbeauftragter an der Universität Bonn. Dr. Miliopoulos war von Dr. Marquard angefragt worden, nachdem der vom GSI vorgesehene Referent an einer anderen Veranstaltung teilnehmen musste.
Nachdem Frau Svenja Budde sich und das GSI vorgestellt hatte, informierte Dr. Markus Marquard über ViLE und das ZAWiW. Dr. Miliopoulos übernahm den Einführungsvortrag zum Thema, sagte aber gleich zu Anfang, dass die Einladung zu diesem Seminar ziemlich kurzfristig kam, so dass er nur eine einzige Folie habe anfertigen können.
Nach dem Mittagessen im GSI wurden die Teilnehmenden gebeten, Stichworte zu dem Thema auf einen Zettel zu schreiben. Die Zettel wurden eingesammelt und auf drei Tafeln zugeordnet:
- Sicherheit
- Europa
- Diplomatie und Friedensbemühungen

Daraufhin formten sich drei Gruppen, die Handlungsempfehlungen erarbeiteten, die später den Seminarteilnehmenden durch jeweils einen Teilnehmer der jeweiligen Gruppen vorgestellt wurden.
Für den Abend hatten wir eine Veranstaltung in den Rheinauen gebucht mit der Kölschen Söulband Vrings5. Ursprünglich hatten wir auf der Terrasse reserviert, aber wegen des Regens zogen wir um ins Restaurant. Nur hörten wir im Inneren die Band nicht. Nach dem Essen setzen sich einige von uns mit dem Weinglas auf die Terrasse, wo man die Musik hören konnte. Dort war es aber ziemlich kalt, so dass wir uns nach einiger Zeit auf den Weg zum GSI machten, wo einige im Restaurant, wo sich auch die Bar befand, noch einen Absacker nahmen.
Donnerstag, 17. Juli 2025
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Zug vom Bonner Hauptbahnhof nach Andernach.
Ein Großraumtaxi brachte uns in drei Fahrten zum Geysir-Museum. Die Geysir-Expedition führte in 6 Bereiche: Auftakt, Tiefgang, Schieferhöhle, Bohrung, Auswege und Über der Erde.
In jedem Bereich sahen wir zahlreiche Exponate, die sich mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzten. Manche von ihnen zeigten physikalische und chemische Prozesse, die sich normalerweise tief unter uns abspielen. Andere führten diese Prozesse experimentell vor und brachten uns diese mit Hilfe von Hebeln, Düsen, Bohrern und Pumpen näher.

Hier wird ein Basalt-Stein akribisch nach Erzen/Kristallen untersucht
Nach der Führung stärkten wir uns im Café mit einem Getränk, dann ging’s zur Anlagestelle des Schiffes „Namedy“, das uns in 20 Minuten zur Halbinsel Namedyer-Werth brachte. Nach einem kurzen Fußmarsch durch ein Naturschutzgebiet erreichten wir den größten Kaltwassergeysir der Erde. Normalerweise bricht er alle 2 Stunden aus bis zu einer Höhe von 60 m über ca. 15 – 20 Minuten.
Schon 5 Minuten nach unserer Ankunft brach er aus, erst ganz langsam, dann immer höher. Wir hatten ein begeisterndes Naturerlebnis.

Nach der Rückfahrt mit dem Schiff erwartete uns die gleiche Führerin an der Anlagestelle des Schiffes zu einem verkürzten Stadtspaziergang durch Andernach.
Andernach liegt am linken Rheinufer des Neuwieder Beckens am östlichen Rand der Vulkaneifel und hat ca. 31.000 Einwohner. Als römische Gründung und eine der ältesten Städte Deutschland feierte sie 1988 ihr 2000-jähriges Bestehen.
Durch das Rhein-Tor betraten wir die Altstadt, hier erfuhren wir, dass Andernach auch die Stadt der Bäckerjungen genannt wird. Die Sage dazu lässt sich im jádu-Magazin des Goethe-Instituts nachlesen:
“Die Linzer und Andernacher waren verfeindet. Die Linzer bezeichneten die Andernacher immer als „Siebenschläfer“ (Andernacher Siebenschläfer), weil sie angeblich immer so lange geschlafen haben. Eines Tages beschlossen die Linzer, Andernach im Morgengrauen zu überfallen. Allerdings waren die Bäckerjungen schon wach und wollten den Turmwächtern ihre Brötchen bringen, waren also auf der Stadtmauer. Dort haben sie die „Feinde“ kommen sehen. Da die Zeit zu kurz war, noch Hilfe zu holen, haben sie kurzerhand die Bienenkörbe der Turmwächter heruntergeschmissen, was natürlich für die Linzer sehr unangenehm war, weil sich die kleinen Tierchen in den Rüstungen kräftig gewehrt haben. Somit waren die Feinde verjagt und zogen ab. Noch heute sieht man im Andernacher Rheintor zwei ziemlich verwitterte Figuren, die diese Bäckerjungen darstellen sollen.“
Zu dieser Geschichte gibt es auf dem Marktplatz von Andernach auch den Bäckerjungenbrunnen.

Wir spazieren weiter durch die Stadt über die Hauptstraße (jetzt Fußgängerzone), die von Bonn nach Koblenz führte. Weiter ging’s zum Mariendom, erbaut um 1200 als dreischiffige romanische Emporenbasilika auch Liebfrauenkirche genannt, dann am Runden Turm vorbei zum Café im Parkhotel am Schänzchen.

Runder Turm – erbaut von 1440 – 1453 mit einer Höhe von 56 Metern. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt und stellt ein steinernes Zeugnis des städtischen Selbstbewusstseins dar, hielt er doch im Jahre 1689 einem Sprengversuch der Franzosen stand.
Zum Abschluss kehrten wir im Café des Parkhotel „Am Schänzchen“ ein, wo es herrlichen selbstgemachten Kuchen gab. Hier wurden wir wieder von dem Großraumtaxi abgeholt und zum Bahnhof gefahren. Nach einer 30minütigen Zugfahrt nach Bad Godesberg und Umstieg in eine S-Bahn erreichten wir schnell das GSI, wo wir auch wieder unser Abendessen einnahmen – mit anschließendem gemeinschaftlichem Treffen auf der Terrasse am Teich.
Freitag, 18.Juli 2025
Heute stand ein Besuch der Bundeskunsthalle auf dem Programm. Nach Frühstück und Auschecken machten wir uns mit der Bahn auf den Weg zur Museumsmeile. Ein großer Teil der Teilnehmenden nahm seine Koffer mit, um gleich nach dem Mittagessen die Züge in die verschiedenen Richtungen Deutschlands zu erreichen.
Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle hieß WEtransFORM. Es ging um nachhaltige Architektur und Stadtentwicklung.
Ein sehr versierter Führer, Herr Bühler, empfing uns im Foyer der Bundeskunsthalle und zeigte uns als erstes einen aus Algen hergestellten Baum.

Es ging u.a. um die Zukunft unserer bebauten Umwelt. Im Fokus standen zentrale Praktiken, wie die Revitalisierung von bestehenden Gebäuden, klimaresiliente Lösungen für Extremwetterereignisse, Förderung von Biodiversität und Wiederverwertung von Baumaterialien niedergerissener Gebäude.
Präsentiert wurden Neubauten aus natürlichen Materialien, wie aus Stampflehm, aus Holz, aus Algen, aus Flachs. Ein Thema war, wie man für bestehende Gebäude klimaresiliente Lösungen finden kann, z.B. durch Bepflanzung der Dächer, der Balkone, der Hauswände – oder auch bei Hanglagen durch den Bau von Gebäuden in die Erde hinein, so dass die Wohnungen durch das darüberliegende bepflanzte Erdreich gekühlt werden.
Zum Abschluss stärkten wir uns im zur Bundeskunsthalle gehörenden Restaurant Gustav mit einem Mittagessen, bevor wir uns zur Heimfahrt in alle Richtungen verabschiedeten.
*** Die Veröffentlichung des Innenfotos des Schloss Drachenburg wurde vom Besucherservice des Schlosses mit Mail vom 04.08.2025 freigegeben.