von Horst Westphal
Galopprennen sind ein Millionengeschäft geworden, wenn es auch die Summen, die man aus dem Fußball hört, noch nicht erreicht. Doch wie geht es dabei den Pferden?
Immer mehr Rennen finden statt. Es gibt schon Terminschwierigkeiten. Manchmal werden an einem Sonntag in drei verschiedenen Städten gleichzeitig Rennen veranstaltet.
Diese Zunahme trifft auf eine relativ konstante Zahl von aktiven Rennpferden. Die Konsequenz: Sie müssen öfter rennen. Die Pferde werden überbeansprucht, z.B. durch die Teilnahme an zwei oder drei Rennen mit einer Erholungspause von nur wenigen Tagen.
Auch die Zahl der Wettbewerbe für Zweijährige nimmt zu. Der Deutsche Tierschutzbund fordert seit Jahren, dass diese jungen Pferde, die noch in der Entwicklung und nicht ausgereift sind, überhaupt noch nicht an Rennen teilnehmen sollten. Aber in diesem Jahr gab es in einigen Fällen bis zu fünf Starts innerhalb kurzer Fristen. Ist das nicht zu viel? Ein Trainer prahlte, als er in einem Interview darauf angesprochen wurde, sein Pferd sei „eisenhart“.
Die Überbelastung der Rennpferde hat Folgen. Oft kommen die Tiere lahm oder mit Nasenbluten aus den Rennen. Ein abschreckendes Beispiel für die Folgen der Überbelastung ist das Schicksal des Rennpferdes Airfield. Es wurde als zweijähriger Neuling viermal in Rennen geschickt und im folgenden Jahr hatte es noch einmal vier Stars. Bei seinem letzten Einsatz am 12.11.2022 in Köln brach Airfield mitten im Rennen zusammen und musste getötet werden.
Man sollte annehmen, dass Trainer und Reiter die Pferde lieben, weil sie diesen Beruf gewählt haben. Dem steht entgegen, dass beide an den Siegprämien prozentual beteiligt sind. Und diese sind manchmal recht hoch.
All diese Überforderungen der Pferde bekommen die Zuschauer nicht zu sehen. Sie genießen die spannende Atmosphäre des Renntages, und wenn sie als Nervenkitzel einmal eine Wette wagen wollen, dann hilft ihnen problemlos ein Automat, der die Pferde zwar nach dem Zufallsprinzip auswählt, aber die Favoriten besonders berücksichtigt.
Einziger Kritikpunkt ist, dass man zusehen muss, wie die Jockeys die Pferde mit der Reitpeitsche prügeln. Aber bei Kritik ist man empfindlich. Flugs wurde die Rennordnung geändert. und jetzt darf jeder Jockey seine Peitsche höchstens dreimal im Rennen einsetzen. Das Bild wurde etwas geschönt. Doch auch das ist zu viel. Im fernen Australien haben Wissenschaftler Rennen ohne und mit Peitschenerlaubnis verglichen und festgestellt, dass es keine Unterschiede gab. Von der Peitsche angetrieben wurden die Rennpferde also nicht schneller. Die Reitpeitsche, dieses in zwei Jahrhunderten benutzte Antriebsmittel, ist nutzlos. Sie sollte ganz aus den Galopprennen verschwinden.
Horst