Besuch der Ausstellung „Monets Garten“ in Stuttgart

von Beate Braun

Mit 13 Teilnehmer*innen machten wir uns am 17.1. 2023 von Ulm auf den Weg nach Stuttgart in die Hanns-Martin-Schleyer-Halle, um dort die Ausstellung „Monets-Garten“ zu besuchen. Im Stuttgarter Hauptbahnhof schlossen sich noch vier ViLE-Mitglieder aus Richtung Mannheim kommend uns an.

Im Zug nach Stuttgart
(Foto Beate Braun)

Wir hatten schon einiges über die Ausstellung gehört und gelesen – die Ausstellung anzuschauen, begeisterte uns alle. Sollte diese Ausstellung noch andernorts in Deutschland zu sehen sein, empfehlen wir sehr, sie sich anzuschauen! Besonders Monets Seerosenbilder sind weltberühmt.

Nachdem wir die Eingangshalle betreten hatten, kamen wir in einen langen Gang, in dem mehrere überdimensionale Nachbildungen verschiedenster Seerosenbilder Monets hingen, die sich stetig veränderten, wenn man davorstand.  Es war wie eine Art Staffelei, die zeigte, welche verschiedenen Farbschichten Monet benutzt hat. Monet hatte die Farben nicht auf einer Palette gemischt, sondern sie nebeneinander und übereinander aufgetragen. Wie von Geisterhand vermischten sich die Farben, bis das vorständige Bild entstand, danach löste es sich wieder auf; es ließ sich so stark unter die Lupe nehmen, dass selbst feinste Pinselstriche und Brüche sichtbar wurden. Hier wollte man zeigen, was Impressionismus eigentlich bedeutet.   

Wenn man über ein bestimmtes Programm auf dem Handy verfügte, konnte man sich selbst in ein Gemälde projizieren.

Auf der gegenüberliegenden Wand war das Leben Monets in verschiedensten Schaffensperioden dargestellt, jeweils in Zeitabschnitten von 1 – 6 Jahren – und das jeweils mit einem Gemälde aus der entsprechenden Zeit. Ich hatte diese Gemälde zwar fotografiert, darf die Fotos aber nur privat verwenden. Ich habe aber dann festgestellt, dass es im Internet diese Gemälde auch gibt, und zwar gemeinfrei, so dass ich sie aus dem Internet hereinkopiert habe.   

Im nächsten Raum durften wir unsere eigenen Seerosen entwerfen; das habe ich natürlich kurz genutzt und mein schnell mit Buntstiften gemaltes Bild in den danebenstehenden Glasbehälter geworfen.

ViLE-Mitglieder auf der Japanischen Brücke
Foto Norbert Rückgauer

Im nächsten Raum war Monets Gartenhaus und die die Japanische Brücke aus Giverny nachgebildet, auf der Brücke durfte man sich fotografieren lassen.  Diese Möglichkeit ließen wir uns selbstverständlich nicht nehmen.

Im nächsten Raumabschnitt standen wir vor einem riesigen digitalen Seerosenbild, vor dem man sich bewegen oder tanzen konnte. Je nachdem, wie wir uns bewegten, bewegten sich auch die verschiedenen Farben der Seerosen im Bild.

Zuletzt kamen wir zum Höhepunkt der Ausstellung:

In einer riesigen Halle konnten wir in einer dreiviertelstündigen 360 Grad Schau dank digitaler Technik in viele Werke des großen Impressionisten buchstäblich eintauchen. Alle Wände ringsum waren bespielt, auch der Fußboden löste sich in wechselnde Bilder auf. Beim Eintreten wurde einem schwindelig, so dass man schnell einen der Hocker oder Sitzsäcke finden musste, um sich hinzusetzen und das Schauspiel zu genießen. Über 100 Gemälde, darunter fast alle, die ich nachfolgend noch zeige, waren auch in dieser Schau zu sehen. Die Szenerie wechselte beständig: Szenen aus Monets Privatleben, dann rollten sich plötzlich Tapeten auf und man stand im legendären Pariser Salon von 1874, der ersten großen Ausstellung Monets. Einen Einblick in die Ausstellung und auch in die große Halle erhält man hier.

Karrikatur des Notars
Léon Marchon
(Wiki gemeinfrei)

Und nun zu Monet selbst:

Claude Monet wurde 1840 in Paris geboren. 5 Jahre später zog die Familie nach Le Havre, wo Monet seine Kindheit und Schulzeit verbrachte. Ab 1856 erhielt er Zeichenunterricht; einige seiner Karikaturen konnte er bereits gewinnbringend verkaufen.

Blick auf Rouelle Le Havre – 1858 (Public Domain)

1858 machte er die Bekanntschaft mit dem Landschaftsmaler Eugène Boudin, der Monet erste Anregungen für seine eigene Kunst bot. Begeistert von dessen früher Form der Freilichtmalerei schuf Monet zahlreiche Hafen- und Küstenszenen um Le Havre, später auch im südöstlich von Paris gelegenen Wald von Fontainebleau. Mit der künstlerischen Arbeit in freier Natur entstand eine neue, antiakademische Art der Landschaftsmalerei.

Das Frühstück im Grünen 1865_1866 (Public Domain)

1859 – 1864: Während seines Studiums an der Académie Suisse in Paris traf Monet auf Camille Pissarro, eine neue Freundschaft entstand. Nach dem Militärdienst setzte er 1862 sein Studium fort und malte gemeinsam mit seinen Studienkollegen aus dem Atelier von Charles Gleyre – August Renoir, Alfred Sisley und Jean Frédérique Bazille – den Wald von Fontainebleau.

Camille im grünen Kleid
1866 (Public Domain)

1865/1966 schaffte Monet ein erstes figuratives Freilichtgemälde „Das Frühstück im Grünen“. Camille Doncieux und Jean-Frédéric Bazille standen ihm dafür Modell.

Er traf auch auf Paul Cézanne, Gustave Courbet, Édouard Manet und Camille Pissarro, stellte erstmals im Salon aus und malte auch in Trouville im Norden der Normandie; 1866 präsentierte Monet das Bild “Camille im grünen Kleid” und erhielt lobende Kritiken, das Modell war seine Geliebte Camille Doncieux.

Mit Emile Zola verband ihn eine enge Freundschaft. 2 Jahre nach der Geburt seines Sohnes malte Monet 1869 zusammen mit Auguste Renoir die Badeinsel La Grenouillère. Er lässt die akademisch geprägte Ton-in-Ton-Malerei hinter sich und löst die Motive in Farbflecken auf.

La Grenouillère – 1869
(Public Domain)

1870 heiratete Monet Camille, er flüchtete mit seiner Familie vor dem Deutsch-Französischen Krieg nach London. Dort studierte er begeistert die Werke von John Constable und William Turner, der der bedeutendste bildende Künstler der Romantik in England war.  In dessen Bildern lösen sich die Konturen in Licht auf.

Camille Monet 1871
Foto Albert Greiner
(Wiki Gemeinfrei)

Er traf dort Künstler, die ebenfalls nach London geflüchtet waren, darunter Camille Pissarro und seinen Mentor Charles-Francois Daubigny. Daubigny stellte die beiden jungen Künstler dem einflussreichen Pariser Kunsthändler Pierre Durand-Ruel vor, der in London Kunstwerke französischer Künstler ausstellte. Pierre Durand-Ruel wurde Monets wichtigster Galerist, denn er spielte eine wichtige Rolle, dem Impressionismus zum Durchbruch zu verhelfen.

Monet kehrte 1871 nach Frankreich zurück, da in Frankreich unter der Dritten Französischen Republik wieder Frieden herrschte. Er nahm sich aber vor, nach London zurückzukehren.

Impression Sonnenaufgang 1872
(Public Domain)

Die Zeit danach bis 1875 war geprägt vom Tod des Vaters, von seinen Reisen nach Holland, von intensiver Arbeit sowie der Anmietung eines Hauses in Argenteuil im Herbst 1871. Diese mittlere Schaffensperiode Claude Monets fiel mit der Hochphase des Impressionismus zusammen.  Monet erwarb ein Boot und ließ es zum schwimmenden Atelier umbauen. 1872 malte er in Le Havre „Impression – Sonnenaufgang“, das 1874 im Rahmen der ersten Impressionisten-Ausstellung im Atelier des Fotografen Félix Nadar gezeigt wurde und der Künstlergruppe den zunächst noch abwertend gemeinten Namen „Impressionisten“ gab.

Seinebrücke bei Argenteuil – 1874
(Public Domain)





1876 freundete sich Monet mit dem Kaufhausmagnaten und Kunst-Spekulanten Ernest Hoschedé und dessen Frau Alice an. Zusammen mit Manet folgte Monet mit seiner Familie der Einladung auf Hoschedés Schloss bei Montgeron. Monets Frau Camille erkrankt schwer.

Boulevard des Capucines – 1873/74
(Public Domain)

Nach dem finanziellen Ruin von Hoschedé in den Jahren 1877 und 1878 gerieten auch Monet und seine Familie in große finanzielle Schwierigkeiten. Es folgten der Umzug nach Paris, die Geburt des Sohnes Michel und ein weiterer Umzug nach Vétheuil an der Seine. Alice Hoschedé folgte ihnen mit ihren 6 Kindern. Der Zustand von Monets Frau Camille verschlechterte sich.  

La Gare St. Lazare 1877
(Public Domain)
Camille Monet auf dem Totenbett
1879 (Public Domain)

Die vierte Impressionisten-Ausstellung im Jahr 1879 zeigte 29 Bilder von Monet. Seine Frau Camille starb im Alter von 32 Jahren an den Folgen eines missglückten Schwangerschaft-Abbruchs. Alice Hoschedé übernahm die Versorgung der Kinder Jean und Michel, zusätzlich zu ihren eigenen 6 Kindern. Finanzielle Not war das beherrschende Thema. Künstlerisch beschäftigte sich Monet mit Eislandschaften.

In den Jahren 1880 – 1882 hatte Monet Differenzen mit Edgar Degas. 1881 kaufte der Galerist Durand-Ruel weitere Bilder Monets und unterstützte auch dessen Malreisen an die normannische Küste im Jahr 1882 finanziell. 1881 zogen Claude Monet und Alice Hoschedé mit den Kindern nach Poissy.

Bordighera – 1884 (Public Domain)

1883 arbeitete Monet in Le Havre. Er mietete ein Haus in Giverny an der Mündung der Epte in die Seine. Von dem Kunsthändler Durand-Ruel bekam er den Auftrag, dessen Pariser Wohnung mit Blumen-Gemälden zu dekorieren.  

1984 – 1989: In Paris wurde 1884 der „Salon der Indépendants“ gegründet. Im selben Jahr malte Monet an der italienischen Riviera. Er stritt mir seinem Freund Zola. Der Verkauf seiner Bilder florierte. Es folgten Reisen nach Holland, wo Monet Haarlem und Den Hag besuchte und Tulpenfelder malte, sowie Malaufenthalte in Étretat und in der Bretagne.

Hier lernte Claude Monet 1884 den Kunstkritiker Gustave Geffroy kennen, der sein späterer Biograph wurde. In New York fand eine erfolgreiche Ausstellung seiner Bilder durch seinen Galeristen Durand-Ruel statt. 1888 malte Monet an der Côte d’Azur. Wieder zu Hause begann der in Giverny mit der Serie der Getreideschober.

Heuschober – 1890 (Public Domain)

Claude Monet erwarb 1890 das Haus und das Grundstück in Giverny, das er schon 7 Jahre bewohnte. Bis 1892 folgte eine intensive Beschäftigung mit der Umgestaltung des Gartens.

Getreideschober, Pappeln nach dem Vorbild japanischer Farbholzschnitte und Mohnblumenfelder waren in der Zeit seine künstlerischen Themen. Nach dem Tode von Ernest Hoschedé legitimierten  Claude Monet und dessen Witwe Alice im Folgejahr ihre Beziehung und heirateten.

Japanische Brücke 1899 (Public Domain)

1896 reiste Monet in die Normandie. Dort begann er der Serie „Morgen an der Seine“. Auf seinem Grundstück ließ ein Nebengebäude errichten, das er im Winter als zweites Atelier nutzte. Bei einer erneuten Reise in die Normandie widmete er sich der Steilküste. 1897 wurden 20 seiner Bilder bei der zweiten Biennale von Venedig ausgestellt.

Claude Monet 1899 (Foto Nadar)
(Public Domain)

Der Tod seines Freundes Alfred Sisly und der Tod von Alice‘ Tochter Suzanne Butler stürzten Monet 1899 in tiefe Trauer. Er begann mit der Serie der Seerosen und der Japanischen Brücke, ein Thema, dem er 27!! Jahre lang treu blieb. Im Herbst 1899 weilte er erneut in London, wo eine neue Serie von Themse-Bildern entstand.

Das Parlament von London 1904
(Public Domain)

Ab 1900 entstanden weitere Themse-Bilder, außerdem malte Monet in Vétheuil an der Seine. Infolge eines Unfalls verlor er vorübergehend seine Sehkraft. Monet erwarb ein weiteres Grundstück zur Erweiterung seines Wassergartens und kreierte das Glyzinien-Spalier an der Japanischen Brücke. Zu dieser Zeit besuchte Monet auch die Bretagne. In seinem Atelier setzte er die Arbeit der Themse-Bilder aus dem Gedächtnis fort. Zusammen mit Alice unternahm er 1904 eine Autoreise nach Madrid. Dort studierte er im Prado die Werke der spanischen Meister.

Seerosen – 1906 (Public Domain)

Von 1905 – 1911 setzte Monet setzt seine Arbeiten an der Seerosen- und Themse-Serie fort. Von seinem Garten wurden erste Fotografien veröffentlicht. In Giverny arbeitete er vor allem an Seerosen-Bildern.

Palazzo Dario in Venedig, 1908
(Public Domain)

Unzufrieden mit seiner Arbeit übermalte und vernichtete er jedoch einen großen Teil dieser Bilder. Ab 1908 traten erste Anzeichen seiner Augenkrankheit Grauer Star auf. Von Oktober bis Dezember desselben Jahres weilte er zusammen mit seiner Frau in Venedig. Alice verstarb im Sommer 1911. Bis 1912 entstand die Bildserie von Venedig – teils aus dem Gedächtnis. Monets Sehvermögen verschlechterte sich weiter.

Seerosen – 1915 (Public Domain)

Die vollendeten Venedig-Bilder wurden mit großem Erfolg in Paris ausgestellt. Zugleich erhielt Monet 1912 die Diagnose eines doppelseitigen Grauen Stars. Der französische Premierminister Georges Clémenceau bittet ihn um eine Gruppe großer Wandgemälde mit Seerosen. In dieser Aufgabe fand Monet über viele Jahre hinweg seine Lebensaufgabe. 1914 starb Monets ältester Sohn, dessen Witwe übernahm nun den Haushalt des Schwiegervaters. 1915 erfolgte der Neubau eines dritten Ateliers, um die großformatigen, über 4 m breiten Wandbilder malen zu können

Anlässlich des Waffenstillstandes 1918 schenkte Monet dem Staat acht seiner Seerosen-Bilder. Seine Sehkraft verschlechterte sich weiter, aber er fürchtete die Operation. 

1919 kündigte Monet eine Schenkung von 12 Bildern seines Wassergartens an den Staat an. Zugleich kam es zu Verstimmungen mit Clémenceau. Zudem wurde Monet die Aufnahme in das angesehene „Institut de France“ verweigert. Seine Stimmung war gedrückt, auch aufgrund des nachlassenden Augenlichts.

1922 kam es zur Unterzeichnung des Schenkungsvertrages mit dem Staat über die Seerosen-Wandgemälde, deren Installation in der Orangerie der Tuilerien vereinbart wurde. Nach erfolgreichen Operationen erlangte Monet teilweise das Augenlicht zurück und begann 1923 wieder zu malen.

Monet in seinem Studio mit Seerosenbildern 1920 – Foto Henri Manuel (Public Domain)

Monet konnte ab Sommer 1926 kaum mehr sehen. Er verbrannte und zerstörte einen Teil der Seerosen-Bilder, weil er nicht wollte, dass nach seinem Tod nicht fertiggestellte Werke, sowie Skizzen und Versuche in den Kunsthandel gelangten, wie es nach dem Tod Manets der Fall gewesen war.

Bettlägerig geworden, verstarb Claude Monet am 6. Dezember 1926 in seinem Haus in Giverny im Alter von 86 Jahren. Am 17. Mai 1927 wurden die Seerosen-Wandbilder in einem ovalen Saal im Musée de l’ Orangerie eingeweiht. Der Betrachter glaubte sich auf einer Insel inmitten des Wassers. Obwohl sein Werk zunächst in Vergessenheit zu geraten schien, wurde Claude Monet ein überragendes Vorbild für die Künstler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute.


Die Ausstellung in Stuttgart ist am 30. März zu Ende gegangen. Für Interessierte: es ist noch nicht zu spät. Ende Oktober diesen Jahres wird “Monets Garten” noch einmal zu sehen sein, im UTOPIA München. Mehr dazu hier.