“Jedermann” in der Basilika St. Martin des Klosters Wiblingen

von Beate Braun

Ziemlich kurzfristig hatte ich eine Einladung an die ViLE-Süd-Mitglieder verschickt, nachdem ich in der Südwestpresse gelesen hatte, dass das Ulmer Theater „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal am 20. Juni 22 in der Basilika St. Martin des Klosters Wiblingen aufführt. 9 Damen meldeten sich an.

Wir trafen uns vor der Aufführung im Restaurant Löwen in Wiblingen zum Abendessen, dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Basilika.

Fassade der Klosterkirche Wiblingen
Foto Eckhard Raabe, Creative Commons 4.0

Den Grundstein zur Klosterkirche Wiblingen legte der Abt Roman Fehr (1768 – 1798). Ab 1778 war Januarius Zick als Bauleiter tätig. Am 28. September 1783 weihte Leopold Wilhelm von Baden, Weihbischof des Bistums Konstanz, zu dem die Abtei Wiblingen gehörte, die Klosterkirche feierlich ein. Die Kirchenfassade mit über Eck gestellten Türmen blieb unvollendet, obwohl der letzte Abt Ulrich Keck noch während der Franzoseneinfälle in den 1790er Jahren vergeblich versucht hatte, sie zu vollenden. Der Kirchenraum wirkt sehr hell und hat grandiose Deckenfresken. Der Baustil repräsentiert den Übergang vom Spätbarock zum Frühklassizismus.

Heute wird die Klosterkirche als katholische Pfarrkirche genutzt. Sie wurde 1993 von Papst Johannes Paul II zur Basilica Minor erhoben. Für die Inszenierung von Jedermann wurde sie dem Ulmer Theater zur Verfügung gestellt.

Innenraum der Kirche
Foto Andreas Praefcke, Creative Commons 3.0

Vor dem Altar mit dem Kreuz Christi direkt unter der Kuppel war eine pinkfarbene, runde schräg gestellte Bühne aufgebaut, die meisten Szenen spielten auf oder vor dieser Bühne.

Wir hatten nummerierte Plätze im rechten Seitenschiff zwei Reihen vor der Bühne, und konnten deshalb die Mimik der Schauspieler im Detail verfolgen.  Neben den reellen Personen wie Jedermann, seiner Mutter, Knecht, Schwager und seiner Geliebten “die Buhlschaft” traten auch Tod und Engel, “Der Mammon”, “Der Glaube” und “Die guten Werke” in Persona auf. Die Thematik Glaube, Liebe, Gott und Tod passten genau in diesen Kirchenraum.

Leider war der Nachhall unter dieser Kuppel ziemlich groß, so dass man kaum den gesprochenen Worten folgen konnte. Es war gut, dass der Inhalt von „Jedermann“ bekannt ist.

Trotzdem waren wir alle von der Aufführung begeistert; es war ein erfüllender Abend.

Weitere Infos:
Kloster Wiblingen
“Jedermann”